In spätem Glück
Das späte Glück ist's, Lust neu zu entdecken,
Nach Arbeits- und nach Krankenjahren fit zu sein,
Nicht seinen Tag vergraben im Leidlecken,
Sondern zu wissen: „Diese Zeit ist mein!“
Jugend kann die späte Freude kaum ermessen,
Mit der altes Leben neu erwachen kann.
Ist der alte Mensch erst einmal ganz genesen,
Erwacht so manche Leidenschaft in Frau und Mann.
Beäugte Todesangst das Leichtgemüt vor Tagen,
Erwartend die Gewebeauswertung und den Befund
Und steh'n am Ende immer wieder viele Fragen,
Verknüpft mit einer: „Werde ich wirklich gesund?“
Die Fantasie malt uns die tausend Teufel aus,
Welche sich in Nachtträumen eingenistet.
Man fragt mitunter dann in eigenem Haus:
„Bin ich denn bei den Toten schon gelistet?“
So kommt der Sonnentag aus Arztes Munde:
„Kein Tumor mehr – die beste Diagnose!“
Da werd' ich dieser Welt gern wieder Kunde,
Im Garten Gnadenjahre mit lebender Rose.
Es ist so schön, das späte Glück ist mein,
Schmerzfrei nach all den vielen Jahren,
Im Alter mit der Liebsten selig zu sein,
Vor unserm Weggang – im Lebenerfahren...
©Hans Hartmut Karg
2021
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