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Gedichte über das Alter - Seite 125


Des Alters Kerben sind Geschichte, sind Schönheit dort im alt‘ Gesichte.

Es war einmal ‘ne kleine Hexe,
die zeigte täglich bunt Reflexe.
Denn heiterer als dieses Mädchen,
war nur noch ihr Essenzen-Lädchen.

Die kleine Hex‘, die war sehr lieb,
sie strahlte, tanzte Glückes Lied.
Das dunkle Haar war leicht verwuschelt,
das Wort auch mal dahin genuschelt.

Die Hex‘ war fröhlich, frohgemut,
sie sang ein Lied, sogar für Knut.
Der Knut, der Nachbar seltsam wog,
denn im Gesicht sich nichts anhob.

Wenn Knut allein im Garten saß,
dort schmatzend seine Bratwurst aß,
sie heiter ihm den Mostrich reichte,
er trotzdem nicht zum Lächeln weichte.

Die kleine Hex‘, sie dachte nach,
wie hex‘ ich weg Knut‘s Ungemach?
Sie wühlte tief im Zauberschrank,
dort fand sie bald ‘nen Zaubertrank.

Ganz schnell sie Trank mit Limo mischte,
sie Knut alsbald Gemisch auftischte.
Er schlürfte es, die Kehle trocken,
der Trank ihm schoss bis in die Socken.

Doch nichts geschah, kein Wimpernschlag,
der Knut wohl nicht mal Süßes mag?
Die kleine Hex‘ verzog den Mund,
die Äug‘lein feucht, vom Weinen wund.

Der Knut er guckt und fragt die Kleine,
warum sie nur so bitter weine?
Die Limo fand er wunderbar,
ein Glücksgefühl war ihm sehr nah.

Die Hex‘ verwundert ihm erklärt,
dass sein Gesicht sich nie verzerrt.
Egal, was ihm auch widerfährt,
sein Antlitz bleibt stets unversehrt.

Der Knut sie in die Arme nimmt:
Ach, weißt du was, mein liebes Kind.
Damit ich etwas jünger wirke,
ich schnell gerannt zu Dr. Birke.

Der meinte dann mit lauter Stimme,
damit ich flugs dem Greis entrinne,
ich bräucht‘ ‘ne kleine Spritze hier,
und deutete auf Kopf Revier.

Ein Spritzchen unten, auch eines oben,
ganz schnell die Falten sich verzogen.
Doch eines ich dabei vergessen,
kein Lachen mehr, Grimass‘ stattdessen.

Die kleine Hex‘, erstaunt sie schaute,
es gerad‘ die Falten ihn aufbaute,
denn gerade diese schönen Runzeln,
sind Inbegriff für Lebens Funkeln.

Des Alters Kerben sind Geschichte,
sind Schönheit dort im alt‘ Gesichte.
Es sind wie Flüsse zart verwoben,
mit jeder Biegung sich verloben.

Ich liebe jeden kleinen Graben,
ich küsse zart die süßen Narben.
Bleib‘ wie Du bist, im Gleichgewicht.
Gesichtes Schönheit Sonne Licht.
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Der Kuchen

Ich darf zwar keine Werbung machen,
doch hier gibt’s immer was zum Lachen.
Neulich saß ich in der langen Wartereihe
und lauschte mit auf die Massageschreie.
Wir haben uns gerade vor Lachen gebogen,
da ist die Haustür weit aufgeflogen.

Eine ältere Dame kam mit vollen Händen
und etlichen Beuteln um die Lenden.
Ein Päckchen sie sehr behutsam legte,
ich schaute, ob sich da etwas bewegte.
Kommt sie vielleicht vom Tierarzthaus,
dann ist in der Tüte eine weiße Maus.

Die Dame hielt sie mit festen Händen
ohne ihren Inhalt uns zu senden.
Ich wollte mich meinem Buch zuwenden,
da schien ihre Sprachlosigkeit zu enden.
„Beim Bäcker war es das letzte Blech.
Sonst habe ich nämlich immer Pech.“

Alle Köpfe sich nun zu ihr drehten,
zumal jetzt süße Düfte wehten.
Speichel sich aus diesem Grund
bildete in manchem Mund.
„Blaubeerkuchen war der letzte Posten!“
„Oh, den würde ich jetzt gerne kosten.“

So dachte vorerst leise nicht nur ich
sondern auch die andern sicherlich.
Die Dame machte jetzt den Fehler,
blieb ein Appetit machender Erzähler.
Sie sagte: „Wir können uns nicht laben,
weil wir keine Teller und Löffel haben.“

Schon hörte man die Chefin weg hasten,
erscheinen mit Pappen und Besteckkasten.
Alle hatten es mit Wirbelsäule oder Steiß,
doch im Nu bildeten sie einen Kreis.
Mit Pappe und Löffel wurde die Tüte
zum Kuchenspender erster Güte.

Ehe die Patientin sich versah,
war nur noch die leere Tüte da.
Alle zogen eilends sich zurück
mit dem unverhofften Glück.
Ich habe ihr 10 Euro beschert,
denn das war der Spaß mir wert.

23.01.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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