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Gedichte Über Bücher - Seite 5


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Das Buch unseres Lebens

Betrachten wir ein Buch -

Ob es uns anspricht oder nicht,
entscheidet oft schon der erste Blick.
Wir schlagen es auf.
Voller Erwartung beginnen wir zu lesen.
Wird uns das Buch fesseln, mitreißen?
Werden wir fasziniert sein von dem Leben,
das uns dort beschrieben wird?
Wird es eine langweilige oder ergreifende Geschichte sein?
Wir werden mit dem Romanhelden um seine große Liebe wetteifern
oder mit ihm in den Krieg ziehen.
Wir leiden und lachen mit ihm, wir erleben sein Leben.
Wenn es ‚gut’ ist, das Buch, in dem wir lesen,
ist es egal, ob es 300 oder 500 Seiten umfasst.
Schon vorbei? Schade!
Ein Buch – geschrieben von einem Menschen,
der die Geschicke eines anderen mit seiner Feder führt.
Er entscheidet, was geschieht.
Die Romanfigur ist dem Autor ausgeliefert.
Kann nichts tun – sich nicht wehren.
Und wir?
Sind wir auch nur eine willenlose Romanfigur
im Buch unseres Lebens?
Lassen wir andere unsere Lebensgeschichte schreiben?
Sind wir wie die Romanfigur einem anderen ausgeliefert?
Vielleicht Gott? Sind wir Gott ausgeliefert?
Schreibt er das Buch unseres Lebens
ohne dass wir ein Wörtchen dabei mitreden könnten?
Entscheidet er über unser Leben?
Ist es egal, was wir tun?
Alles ist Schicksal und vorbestimmt?
Ist er der Lenker – der Autor?
Liegt unser Schicksal in seiner Hand,
wie das Leben einer Romanfigur
in der Hand des Schriftstellers liegt?
Wir können ein oder 1000 Bücher lesen:
Wenn wir nicht begreifen,
dass wir am Buch unseres eigenen Lebens selbst mitschreiben,
wird uns das Schicksal überrennen.
Wenn das letzte Kapitel unseres Buches geschrieben wurde,
ist es egal, ob es 300 oder 500 Seiten umfasst.
War es erfüllt, unser Leben?
Schade! Schon vorbei!

© Martina Pfannenschmidt, 2015
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