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Gedichte Über Blumen - Seite 35


Märchen

Die Zeit, Sie, mit der Brust genährt,
zart Ihrem grenzenlosem Sein, die Stirn geküsst,
Auf weite Reise sich die Zeit begibt.
Der Ewigkeiten Samen aufgeleckt,
Dem Leben auf den Mund gesetzt.
Und in den weichen Schoss, die Sonne ihre Tränen gießt,
Und auf die jungfräuliche Haut, der Mond sein kläglich Witz berührt.
Unendlichkeit erwacht, des Nicht-Sein Schlafs.
Und mit ihr Sterne:
Du
Ich
In voller Blüte Pracht.
Ins Sein wir uns verstehn´
Ich, schüchtern rote Melodie,
jung, strebend,
umschlinge dich.
Du wohlig warmer Klang von blauem Licht.
Erfüllt, bin Ich, belebt.
Belebt ,Du bist, erfüllt.
Zeitlos im frühen Jetzt.
Und jetzt?
Was jetzt?
Was dann?
Was Sein?
Die Frage „Was Sein wir? Wozu? Aus welchem Grund?“
Erklimmt bedrohlich, nah,
die feinen Züge unsres‘ Da-Seins.
Die Antwort drängt sich zwickend, brennend,
zwischen unser weilend Leib des Eins-Sein.
Nun ist die Antwort da, sie lautet Freiheit.
Gezwungen weisheit zu erblicken,
Das Strenge Sein der Wahrheit zu ertragen.
Und spüren,
Ewigkeit ist kein Geschenk der Götter,
Nein, auch prüfung ist es nicht,
Nein quälend Bürde ist es eher,
zerreißen wird es bald und schmerzhaft,
der Liebe melancholisches Gemüt auf Dauer.
So! Überwältigend zu lieben,
Wie Ich dich?
Du mich?
Ist alles, nur ertragbar nicht auf ewig.
„Lass uns entfliehen Stern,
der grausen, unendlichen Zukunft,
dem Schmerz der Existenz, und -“
„-Ja Stern, - Der bittersüßen Liebe.“
Was Vollkommenheit, Schönheit, Wunder schien,
Was sollte, war, wird, ist,
Als grenzenlose Strafe,
Als unvollkommen sich entpuppt
Zu spät.
„Nein!
komm, wir wagen es, auf Wiedersehn zu sagen.“
Der ewig Freiheit Sein beenden?
Dem trosten Leid entfliehen?
Zusammen untergehn‘ ?
Das Feuer gegenseitig löschen?
„Ja!
Mach‘s gut.
Für immer.“
Genommen seid Ihr,
der Sehnsucht Qual ihr ward verfallen.
Die eine blasse Hand zur trüben andern,
voll trauter Zärtlichkeit und Wonne zueinander hingestreckt.
Um nun letztendlich doch, dem Sein Vergänglichkeit gehörn‘ .
Die Mutter weint, ein Fluss der ruht
Ein Meer so rein,
Ertrinkt sie in Sich tiefer Traurigkeit.
Gezogen wird sie ihrer Einsamkeit.
Auf Ewig, denn der Name, Zeit, wahrt Ewigkeit.
Die Wärme Ihres Kindes Da-Sein nun erlischt,
Welk ist der bald verjährte Sprössling.
Die wehmütige Illusion :
Das wir-sein Liebe.
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Tabeas Traum

Das Schicksal wohl am Rädchen rieb,
als ich der unbekannten Tabea schrieb.
Sicher ist sie ein hübsches Mädchen,
ein schönes Motiv für ein Traktätchen.
Ich habe sie mir träumend vorgestellt
als Führerin in den „Gärten der Welt“.

Diese Ferien-Garten-Natur- Attraktion
besuchte ich vor vielen Jahren schon.
An einem Tag zwar alle Wege gehen,
aber keinen kann man richtig verstehen.
Drum komm ich heute wieder hierher,
auch wenn die Blumenbeete schon leer.

Tabea freut sich über uns Besucher,
Kulturmenschen und Geheimnissucher.
Wir sind als Profis auch gut vorbereitet,
haben unser Wissen ausgebreitet.
Die Gartenkunst wirkt auch ohne Sonne,
denn die Anlagen sind die Wonne.
Man kann hier nicht motorisiert eilen,
hier darf man gern zu Fuß verweilen.
Es gibt Bänke und Plätze zum Quatschen
zwischen Lauben, Zelten und Datschen.

Tabea schleppt dabei die ganze Zeit
das dicke Buch und weiß Bescheid.
Sie lässt uns teilhaben am fremden Leben,
an Arbeit auf Feldern und Gärten eben.
Über Straßen, Wege, Pfade und Treppen
seh ich sie in der Heimat schleppen.

Teiche, Brunnen, auch Kaskaden,
nicht nur zur Erfrischung laden.
Selbst Erde, Wasser, Luft und Feuer
sind hier als des Lebens Elemente teuer.
Moose, Gräser, Pflanzen und Bäume,
Japans Bonsai, Chinas große Träume.

Bänke, Mauern, Terrassen, Balustraden
uns zu geheimnisvollen Stätten laden.
Oft den Geschichten nachempfunden,
die visuell den Erdenball umrunden.
Märchen unsere Erinnerungen wecken,
da Rosen manches Schloss bedecken.

Tabea kann zu vielen Märchenfragen
uns eine passende Antwort sagen.
Denn viele andere Kräuter und Blumen
sprießen aus der Märchen Krumen.
Überall Blumenbeete, Staunen, Stieren,
stille Winkel zum ruhigen Meditieren.

Asiens geheimnisvolle botanische Welt
hier einen aufklärenden Platz erhält.
Mit Tabea wieder alle Wege gegangen,
aber viele Kulturen Geduld verlangen.
Doch kommen wir später mal wieder
singt Tabea bestimmt orientalische Lieder.

12.03.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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