Gedichte Über Augenblick - Seite 366

Gelöscht...

Liegt noch wach.
Feuchtes Gesicht.
Klopfendes Herz.
Schweres Gewicht.

Fötus löschen.
Harter Gang.
Entscheidung steht.
Stimmung schwankt.

Gepackte Tasche.
Lange Fahrt.
Wird erwartet.
Schlussstrich naht.

Kühler Raum.
Überwunden.
Noch betäubt.
Neue Wunden.

Bernd Tunn - Tetje
Bild von Alexa auf Pixabay

Ein alter Baum wird nicht mehr jung,
sein Stamm vom Wind zerrissen.
Er sehnt sich nach der Dämmerung
und lebt von seinem Wissen.

Sein Umfang fasst vier Arme noch,
die manchmal ihn umkosen.
Müd ist er schon und trotzt ja doch,
den Stürmen, die so tosen.

Sein Blattwerk, langsam wird es licht,
die Wurzeln greifen schwächer.
Manch starker Ast darnieder bricht,
noch überragt er Dächer.

Zweihundert Jahre wuchs er ran,
hat alles überdauert.
Oft scheint er wie ein alter Mann,
auf den der Tod schon lauert!

Wie viele Jahre schenkt die Zeit,
ihm noch mit Wohlgefallen.
Wann fasst auch ihn die Endlichkeit,
lässt ihn zu Boden fallen!

© Hansjürgen Katzer, Juli 2023

Heute will ich!

Heute entscheide ich mich für das Leben.
Ich will lebendig sein,
wie das Hin und Her der Meereswelle,
die Geheimmise in ihren Wogen birgt.
Sie spritzt, schäumt und seufzt
gegen die Riffe ans Ufer,
endlich erlöst.

Heute will ich das Leben umarmen wie ein Kind,
das sich ihm staunend und offenen Herzens hingibt,
mit der Verletzlichkeit einer Mohnblume,
die immer wieder aufs Neue blüht.

Dieses Leben schenkt sich mir
mit offenen Armen,
mit der Fülle seiner Endlichkeit.
Wie ein gut gehütetes Geheimnis,
das sich langsam entschleiert.
Mit seinen dunklen Wogen
und den Dornen der Liebe.
Und ich will mich mit ihm anfreunden,
Ja, ich will seinen Sinn würdigen
Jesus stets vertrauen, und
das Leben bejahen
als kostbare Gabe.

©Saliah Ylenia, Juni 2021