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Gedichte über Aufklärung / Erklärung - Seite 77


LOGISTIK oder PAPAS WEISER RATSCHLAG

Es kommt mir immer noch so vor,
als wär’ es gestern erst gewesen,
daß mir mein Vater sprach ins Ohr,
was nirgendwo stand nachzulesen.

Dies war vor über vierzig Jahren,
und weil ich auf den Ratschlag hörte,
durfte ich schon sehr jung erfahren,
wie man ein Frauenherz betörte.

Vor allem kam des Vaters Rat
der Mengenlehre sehr entgegen:
Denn jede Menge stand parat,
mein Lernbedürfnis anzuregen.

Da ich von außen recht ansehnlich
und Mitglied war im „Club der Dreisten“,
verhielt ich mich den Reichen ähnlich –
auf Deutsch: ich konnt’ mir alles leisten!

Schon mittags standen Damen Schlange,
und selbst die Nachtschicht war stets munter.
Um Nachschub war mir niemals bange –
man holte ihn sich notfalls…

Nun kommt’s mir wiederum so vor,
als hätt’ ich gestern meinem Sohn
geflüstert jenen Rat ins Ohr,
den mir mein Vater gab zum Lohn.

Und siehe da, es WAR erst gestern,
daß ich zum Sohne sprach voll Liebe:
„Erzähle niemals deinen Schwestern,
was du nun lernst über die Triebe!

Drum höre, Sohn, was ich dir stolz
als Weisheit will mitgeben,
da du geschnitzt aus jenem Holz,
wofür manch einer gäb’ sein Leben.

Der Job, den du bald machen mußt,
ist hart und oft beschwerlich.
Jedoch entlohnt er jeden Mann mit Lust,
wenn er für Frauen ist begehrlich.

Daß du gewandt bist und auch listig,
setz’ ich als Grundlage voraus.
Vergiß jedoch nie die Logistik,
denn Panik löscht die Kerze aus:

Stehst du vor einer Frauenmeute,
vergiß all deine Sorgen –
besorge es der ersten heute,
der zweiten Hälfte morgen!“

© Micha Schneider
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Der Brief

Meine Gedanken durch das Weltall treiben,
und ich möchte sie euch brieflich beschreiben.
Euch, wer soll das sein?
Die Frau, die Kinder, der Hund allein?
Ich weiß, man soll erst anfangen
nach Papier und Bleistift zu langen.
Hat das Papier die richtige Farbe?
Oder ähnelt es Flecke oder Narbe?

Als Mann auf rosa Papier schreiben,
würde sicher alle Frauen vertreiben.
Also suche ich im Schreibtischfach
die Bastelschachtel, A4 und flach.
Und ich sehe Papier in grün und blau,
Farben, geeignet für Mann und Frau.
Damit einen Brief, das wäre schick
und ersparte mir den fragenden Blick.

Doch das Papier hielt keinen Knick,
es war nämlich fühlbar zu dick.
Es ließ sich doch sehr schlecht falten
und die Knicke wollten nicht halten.
Da kamen mir endlich Supergedanken,
warum das Blatt überhaupt falten?
Ich habe einfach auf dem grünen Bogen zwei dünne Schneide Linien gezogen

und schnitt ohne langes Warten,
das A4 Blatt in 4 einzelne Karten.
Doch nun kam das große Problem,
welchen Farbstift ich dann nehm.
Rot, grün und blau schieden aus
und auch schwarz sah grausam aus.
Foto-Tusche, weiß wie die Wände,
machte der Sorge nun ein Ende.

Vier Karten nach Informationen riefen
und wurden zu verschiedenen Briefen.
Datenschutz verbietet Adressaten zu nennen,
die vielleicht viele von euch kennen.
Wer solch einen absenderlosen Brief erhält,
weiß nun, dass er ihn nicht bestellt.
Morgen werdet ihr von mir wissen,
ob alle antworteten oder alles zerrissen.

19.11.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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