Gedichte Über Anstand-Moral (Seite 103)

Nur eine Frage der Erziehung

*****

Pizzakartons, Getränkeverpackungen, Kaffeebecher,
alles entsorgt man achtlos auf öffentlichen Plätzen und Wegen,
Busse und Straßenbahnen werden zum Restaurant;
Bäckertüten muß man nicht auf die sauberen Sitze legen !

Essenreste liegen auf den Wartebänken,
fällt es manchen so schwer gesund zu denken ?
Irgendwo ist der Verstand geblieben,
Sauberkeit haben wir früher "groß" geschrieben.

Kinder heben brennende Zigarettenkippen an der Haltestelle auf,
wer schmeißt sie weg ... wer nimmt das in Kauf ?
Räumt den Dreck jemand fort, ist alles einwandfrei;
keine zehn Minuten später gibt's die nächste Sauerei !

Anmerkung: Die Mehrheit der Menschen ist vernünftig
und weiß wo der Müll hin gehört, "Gott sei Dank die Mehrheit !"

Sehr gefreut ... / Die Jugend von Ulm

*****
Die Jugend von Ulm

Volle Busse und Straßenbahnen sind in unserer Stadt normal,
bist du jung, gesund und kannst stehen,
ist dir das auf den kurzen Strecken egal.
Als meine Frau nach ihrer schweren OP auf
die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen war,
sie war lange krank,
hat man ihr immer einen Platz angeboten,
dafür gehört der Jugend von heute auch mal ein Dank.
Man kann sich nicht immer über "alle" jungen Menschen beklagen,
sie sind aufgestanden, man mußte nicht einmal fragen.
Meine Frau und ich wir haben uns sehr darüber gefreut,
das kann man ruhig auch mal sagen.
Vielen lieben Dank !

Anderen nicht (mehr) von Nutzen sein

Er hat ein Leben lang emsig geschafft,
eine Krebskrankheit ihn nun dahinrafft,
für Freunde „in Not“ war er immer da,
seit Jahren er keinen von jenen sah,
denen er half, mit Worten, Taten, Geld
-alle haben ihn an den Rand gestellt –
den Todkranken letztlich „abgeschrieben“,
sie hatten "Spielchen" mit ihm getrieben,
für sie war er nur ein Mittel zum Zweck.

Seit er ihnen nichts bringt, bleiben sie weg!

Die Stimme*

Die Stimme flüstert ihm ins Ohr:
"In acht Minuten bist du tot!

Sein Hilferuf kam bei mir an,
und meiner, bei dem blauen Mann.

Ich bat darum: "Seid zu ihm gut.
Sein Tod ist seiner Angst Tribut."

Friedlich nahm er die Hilfe an,
die kam nach Stunden, irgendwann.

Was dann geschah, bleibt ein Tabu:
Es kam der Tod gleich mit dazu.

Die Sechs, die kamen, sahen rot:
Nach acht Minuten war er tot.

* Es könnte eine Satire sein - wäre sie keine bittere Ironie des Schicksals...

Liebe auf den ersten Blick

Ich habe in meinem Leben gehabt ziemlich viel Missgeschick.
Aber kenne es auch die Liebe auf den ersten Blick.
So habe ich meinen ersten Ehemann gefunden.
Von anderen Männern wurde mein Herz nur geschunden.

Mein Ehemann war da ganz anders.
Seit ich ihm sah, ist mein Herz nicht mehr gewandert.
Er war es, der mich lehrte, was eigentlich Liebe ist.
Was ich ihm antat war großer Mist.

Die Liebe auf dem ersten Blick passierte mir ein zweites Mal.
Meinen Ehemann zu verlassen war wirklich eine Qual.
Zärtlichkeit, Ehrlichkeit und Vetrauen schenkte er nur mir
und jetzt stehe ich hier
und muss ihn um Verzeihung bitten.
Vor allem wegen meinen seelischen Fusstritten.

Der neue Mann ist irgendwie eine Kopie von meinen ersten Mann.
Die leuchtenden stahlblaue Augen machten mich wirklich an.
Gegen meine Gefühle kann ich mich nicht wehren.
Ich werde meinen ersten Mann trotzdem sehr verehren.

Gedichte Über Anstand-Moral - Seite 103

Nur eine Frage der Erziehung

Sehr gefreut ... / Die Jugend von Ulm

Anderen nicht (mehr) von Nutzen sein

Die Stimme*

Liebe auf den ersten Blick