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Gedichte über Alltägliches - Seite 93


Ballade vom ersten Stein

Bis zum Ende meiner Tage
beschäftigt mich die dumpfe Frage,
und es fällt mir ständig ein
die Sache mit dem ersten Stein,
den doch der bloß werfen sollte,
der nur stets das Gute wollte.

Das Leichteste bei diesen Dingen:
sich auf des Richters Stuhl zu schwingen.
Doch ist der wirklich auch der Mann,
der Richt´ges tut, wo er nur kann?

Im Gericht ist längst vergessen
der Bettler, der am Weg gesessen
und ihn schaute hungrig an.
„Aus dem Wege, guter Mann,
ich bin heute spät schon dran,
ohne Biegen und ohn Brechen
hab ich fürs Gesetz zu sprechen.
Denn, was wäre sonst ein Staat,
wenn er nichts zu sagen hat?“

Wen schleppt man denn da heran.?
Irgendeinen bösen Mann,
und der hat ganz unverhohlen
irgendjemand arg bestohlen.
Er schlug ganz heftig auf ihn ein
und steckte Diebesgut sich ein.

Da ist es auch, Schockschwerenot,
es ist doch nur ein kleines Brot.
Ganz egal, ob groß, ob klein,
wer stiehlt, dem muss auch Strafe fassbar sein.
Man zerrt ihn ganz schnell hinter Gitter.
und damit ihm´s wird wirklich bitter,
lässt man ihn drei Tage hungern,
damit er büßt sein Lumpenlungern.
Gerecht gesprochen hat der Richter.
„Nun -zum Mittagessen!“ froh nun spricht er.
Er hebt schon schwer den dicken Wanst,
da kommt sein Scherge angetanzt.
„Der Lump, Herr Richter wissen schon,
dem Sie verpasst des Rechtes Lohn,
der Kerl, der so lang rumgelungert,
er starb gerad, soll sein verhungert!“

Nun heißt es, richtig zu erfassen,
hat man zu Recht ihn fasten lassen?
Halb verhungert, auf das Ganze gehen!
Gerechter Richter wird´s verstehen.

Dieser hier muss Atem holen
und lässt sich schnell ein Schnäpschen holen.
Hoffentlich ist´s nicht gestohlen!!!
Dann gratulier ich - unverhohlen.

28.1.2016 © TBZ
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Ich bin eine Ruine - stehend in Dahme/Mark

Weit blickte ich früher über das Land,
ein Prunkschloß wurde ich in noblen Kreisen genannt.
Doch der Zahn der Zeit er nagt nun an mir
nur noch als Skelett - stehe ich jetzt hier.

Traurig ist der Anblick eines solchen Bau’s,
viele meiner Bewunderer packt noch heute der Graus.
Meine Hülle, sie sollte abgerissen werden -
ich bereitete mich vor auf das langsame Sterben.

Die meine Geschichte - sie war einst wunderbar,
umgeben und bewohnt von einer illustren Menschenschar.
Doch man hatte mich letztlichst aufgegeben,
die Menschen wollten mit meiner Vergangenheit nicht mehr leben.

Viele Jahre sind seitdem vergangen
als mein Vernichtungsprozess hatte angefangen.
Das Dach zerstört und die Mauern sind feucht
und in meinen Kellern Ungeziefer kreucht und fleucht.

Zerstört ist meine ganze Pracht,
Wind und das Wetter haben dieses Unheil gebracht -
nun liegt mein Schicksal in der Menschen Hand,
zu beenden diese für mich so furchtbare Schand.

So vergingen die Tage und die Jahre
als plötzlich verändert wurde diese ach so schreckliche Lage.
Die Menschen, sie erbarmten sich meiner,
sie schickten Maurer, Klempner und Schreiner.

Es wurde gehämmert, geputzt von innen und außen,
so manchen Baumeister käme das entsetzliche Grausen.
Doch es entstand fast über Nacht,
ein neues Gefühl der einstigen Pracht.

Nicht wie einst mit geschnitzten Giebeln
und auf den Türmchen die kleinen Zwiebeln,
nein - für Kunst und Theater wurde ich auserkoren
und als Kunstruine wiedergeboren.

Es singen nun in all meinen Räumen
wieder Menschen Lieder zum träumen.
Große Feste mit Musik, Klamauk und Tanz
erfüllen meine Mauern mit neuem Glanz.

So stehe ich wieder kräftig und stark,
in meiner kleinen Stadt in Dahme/Mark.
Ich werde verewigt auf Karten und Bildern
wo Menschen meine Vergangenheit sehr eindrucksvoll schildern.

So resümiere ich mit Fug und Recht -
der Menschen Werk ist nicht immer schlecht-
es bedarf manchmal der Einzelnen Mut
für die Zukunft Aller etwas Gutes tut.

©Thomas de Vachroi 2013
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