Gedichte über Alltägliches - Seite 158

Meine Badewanne hat ein Leck,
ständig ist das Wasser weg.
Ich habe schon den Stöpsel anvisiert
und in einen neuen investiert.
Trotzdem ist das Wasser weg,
ich glaube, die Wanne hat ein Leck.

Bis ich mal in den Keller ging,
wo Tropfen neben Tropfen hing.
Wo kommen die denn alle her,
das ist ein richtiges Malheur.
Da hat reparieren keinen Zweck,
meine Badewanne hat ein Leck.

Eines tags mich etwas spitzte,
weil es meinen Hintern ritzte.
Auf Knien habe ich mich geschunden,
bis ich einen Riss gefunden.
Durch den lief das Wasser weg,
meine Badewanne hat ein Leck.

Abgetrocknet und dann angezogen
bin ich erneut zur Wanne hingezogen,
doch durch die Fliesen rundherum
war ich erst perplex und stumm.
Doch dann sah ich diese Klappe,
nahm das Werkzeug aus der Mappe.

Aufgeschraubt und abgenommen,
mit der Lampe dann gekommen.
Und dann sah ich in dem Dreck,
meine Badewanne hat ein Leck.
Direkt neben dem Eisenfuß
ist ein Riss im rostigen Guss.

Sicher hörte man es knallen,
da ist bestimmt was drauf gefallen.
Eine Reparatur hat keinen Zweck,
meine Badewanne hat ein Leck.
Eine Reparatur hat keinen Sinn,
ich bade lieber bei der Nachbarin.

28.09.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Bin ich eine alte oder eine - junge Frau
schau mir in die Augen - dann siehst du es genau
wenn du dort ein Feuer siehst - das immer weiter brennt
weißt du - daß der Himmel - meinen Namen kennt.

Bin ich eine junge oder eine - alte Frau
schau mir in die Augen - dann siehst du es genau
wenn mir hier mein Körper - auch langsam vergeht
der Neue - doch schon vor mir steht.

Bin ich eine alte oder eine - junge Frau
komm schau mir in die Augen - dann siehst du es genau
vor mir - da steht keine schwarze Wand
nein - mein wunderbares Zauberland.

Ich bin keine alte - bin ne junge Frau
ich schau mir in die Augen und seh es ganz genau
ich sehe dort mein „Ich“ das niemals mehr vergeht
und bald vor seinem Schöpfer steht.


Linda Li 23. August 2013

Just bin ich vom Urlaub zurück,
besuchte von Deutschland ein Stück.
Da mich viele auf dieser Seite kennen,
möchte ich den Ort lieber nicht nennen.

Dort stand im ledernen Gästebuch
für Urlauber und auch Staatsbesuch,
am Anfang, in Goldschrift gemacht,
und für alle Gäste gedacht:

„Urlauber aus Ost und West,
fühlt euch wohl in unserem Nest!
Urlauber aus Nord und Süd,
frei das Herz, froh das Gemüt!“

Gäste, die über alles gewitzelt,
hatten mit Bleistift darunter gekritzelt:
„Urlauber aus West und Ost,
hier gibt es äußerst schmale Kost!
Urlauber aus Süd und Nord,
macht euch schleunigst wieder fort!“

Auch ich konnte es nicht lassen,
einen Zusatz zu verfassen:
„Urlauber aus aller Welt
überall kostet der Urlaub Geld.
Doch hier könnt ihr ruhiger schlafen,
als im eignen Bettenhafen.
Und wenn ihr am Tage wandern geht,
überall ein Wirtshaus steht.“

02.10.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann