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Gedichte über den Abschied - Seite 212


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Abschiednehmen - lebenslang

….Das Leben hat zu allen Zeiten,
wie jeder weiß, auch Schattenseiten.
Zu seinen Leiden und Problemen
gehört dabei das Abschiednehmen.
Denn manchmal tut es furchtbar weh
vom Herzen bis zum großen Zeh.
….Ein jeder Mensch kommt irgendwann
ganz unbedarft im Leben an
und wurde nicht einmal befragt,
ob dieser Zustand ihm behagt,
wenn er durch den Geburtskanal
zu seiner und der Mutter Qual
sich dorthin einen Weg gebahnt,
wovon er vorher gar nichts ahnt.
….Kaum glückt es ihm, sich an die schönen
und trüben Dinge zu gewöhnen,
kaum ist er eines Tages klug
und hoffentlich auch alt genug,
auf jeden Fall erheblich älter,
da stirbt und muss von dieser Welt er.
….Der Embryo im Uterus
verschwindet, weil er will und muss,
und gründet damit letzten Ends
sich eine neue Existenz.
Aus Reiselust, zum Studium,
beruflich, und wer weiß, warum,
damit das Leben uns gelingt,
Veränderung und Freude bringt,
bewegen wir uns, Gott sei Dank;
wer stets im Bett bleibt, der ist krank.
….Nicht nur von Menschen trennt man sich,
lässt sie womöglich gar im Stich,
auch von Tapeten, Kleidern, Uhren,
von Brillen, Zähnen und Frisuren
trennt man sich früher oder später
teils wehmütig, teils mit Gezeter;
von Lebensmustern, die beengen;
von Wünschen, die ins Abseits drängen;
Erfahrungen und Werturteilen,
die schädigen, anstatt zu heilen;
von Illusionen und Idolen,
dem Zwang, sich stets zu wiederholen;
vom Drang, sich selber zu verletzen
und sich nicht richtig einzuschätzen.
….Es gilt für jeden, der da lebt
und an Vorhandenem so klebt,
oft wider Willen und Verstehen:
Wer kommt, der muss auch wieder gehen.
Kaum hat er mühsam oder leicht
ein ganz bestimmtes Ziel erreicht,
lockt irgendwo ein neues Ziel,
und weiter geht das alte Spiel:
Abschied von allem, was man kennt,
kurzfristig oder permanent.
….Auch wenn man noch so gerne bliebe,
da hilft nicht Hass, da hilft nicht Liebe.
Bejahung oder Widerstreben,
der Abschiedsschmerz gehört zum Leben.
….Hast du es schwer, Abschied zu nehmen? Oder treibt dich die Neugier, andere Orte aufzusuchen, das Unbekannte zu erforschen, nie wieder zurückzukehren?
Silesio
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Freund oder Feind - mein Zorn?

Dein Platz bleibt leer.
Kein Geschenk für dich unter dem Baum.
Weihnachten ohne Dich ist so Leise-man hört es kaum.
Weihnachtsmann!
Auf meinem Wunschzettel stand nur ein einziger Wunsch, den kannst du mir leider nicht erfüllen.

Auch ein Wunder reicht nicht aus, mir meinen Jungen zurück zu bringen.
Nun, Weihnachten bleibt was es immer war, nur für mich hat es seinen Glanz verloren!
Nichts erwärmt mein brennendes Herz -Tag ein, Tag aus, Stille und Schmerz.
Manchmal keimt in mir der Wunsch wieder zu leben, Frieden zu finden und zu vergeben!
Doch mein Zorn lässt das nicht zu, und mich plagt das schlechte Gewissen - "
Nach all dem was geschehen, willst du deinen Lebensweg weiter gehn?"
Nach vorne und nicht mehr zurück zu sehen?
Du willst das Weinen gegen Lachen tauschen?
Lebensfrust gegen Lebenslust?
Dein Kind hat Suizid begangen, hat sich selber aufgehangen-
und Du wünscht Dir dein Leben zurück?
Ich bin Dein Zorn, und strikt dagegen!
Dein Sohn ist tot, wird niemehr leben.
Ich weiß, ich konnte ihn nicht retten.
Und bestimmt habe ich Fehler gemacht.
Doch immer zwischen zwei Stühlen sitzen, hin und her gerissen -
Tag und Nacht, haben aus mir einen seelischen Krüppel gemacht.
Auf der einen Seite steht das Leben, auf der anderen der Tod, und mittendrin die Trauer, die seelische Not!
Die Entscheidung fällt nicht leicht, denn da ist mein Zorn, der nicht aus mir weicht.
Also lebe ich immer am Limit, tue nichts was mir gut tut.
Ich habe Angst zu sterben und zum Leben fehlt mir der Mut.
Bin zu alt um neu zu beginnen, und somit kann ich nicht meinem Schicksal entrinnen.
Bin gefangen nach hinten und vorn, der einzige der meine wahren Gedanken kennt!
Ist mein Freund und Feind!
Mein Zorn.
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