Wer will schon vergessen werden? (N.75)
Ein Gedicht von
Jacob Seywald
So manches Grab scheint unberührt,
die Blumen sind verdorrt,
dort, wo sich kein Körper rührt,
dort, am letzten Ruheort.
Doch das sollte so nicht sein,
es sollte alles bunt erstrahlen,
in einem erhabenen Schein,
bar jeder Trauer, bar allen Qualen.
Hier sehe ich den Stolz meiner großen Mutter,
ihre himmelsgleiche Bescheidenheit.
unter Ihr liegt mein großer Vater,
ihre nie vergessene Zweisamkeit.
Kein kalter Stein nimmt Ihr den Charme,
ihre Seele bleibt wach, sie bleibt warm.
Er trägt nur Ihren Namen,
gibt dem ganzen Bild den Rahmen.
Scheut euch nicht, sie zu sehen,
ruhig den Weg entlangzugehen,
den Steine starr und reglos säumen,
wo seelenruhige Seelen träumen.
Von nirgendwo kommt Schande her,
kein Schreien und kein Wimmern mehr.
Nur die stillste der Erhabenheit,
für alle Zeit vom Leib befreit.
Jacob Seywakd XIII
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