Weiberfastnacht

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Als ich einmal arbeitslos durchs Leben ging,
vermittelte mich die Community Xing.
Nach einer gut erholenden Nacht
hab ich mich als Bewerber chic gemacht.
Und bald stand ich dort auf der Matte
Im Anzug mit Hemd und teurer Krawatte.

Hätte ich den Vatermörder gespart,
wäre kostenlos die lange Taxifahrt.
Mir öffnete eine Frau mit Mützchen,
sie lächelte und sang etwas von Bützchen.
Sie wollte gleich meinen Lebenslauf sehen,
denn hier würde sich das Leben drehen.

Ich blätterte im Hefter, klipp, klapp,
da machte ihre Schere schnipp, schnapp.
Ehe ich es richtig mitbekommen,
hatte sie die halbe Krawatte abgenommen.
Sie lachte freudig erregt ein bisschen
und gab mir dann ein feuchtes Küsschen.

In diesem Haus alle Männer darunter litten,
dass ihre Krawatten so kurz geschnitten.
Und der Chef persönlich riet mir:
„Bleiben sie ruhig in unserer Firma hier,
wenn sie sich solche Anzugsordnung trauen,
passen sie gut zu unseren Frauen.“

21.02.2020 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Weiberfastnacht

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21.02.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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