Vor der Dämmerung

Ein Gedicht von Meteor
Triff mich wieder nach Einbruch der Dunkelheit,
folge der Krähe unheimliches Lied.
Um Mitternacht ist es endlich soweit,
ich bin es, der vor dir niederkniet.

Ein dünner Nebelschleier hüllt die Finsternis ein,
Umrisse obskurer Schatten der Nachtzeit,
eine nicht weit entfernte Silhouette
schwankt in der nackten Einsamkeit ...

Aus dem Krächzen des schwarzen Todesboten
blutet der Schrecken des Schattenreich'.
Starrt mit seinen Augen, den leuchtend roten,
pickt die verlorenen Seelen aus deren Leich'.

Ebenholzfedern wirbeln wild in Pentagramen,
gespiegelt im Schatten des kurz hellen Vollmonds.
Wie ein Blitz! Wiederaufgetaucht zum atmen.
Zurückgekehrt, dank dir wurd ich verschont.

Deine Anwesenheit löschte das Höllenfeuer,
nahm dem Teufel seinen neuen Spielkameraden.
Du besänftigtest den Tod, dieses Ungeheuer,
deine Stimme brachte die Krähe zum wehklagen.

Die Luft ist jetzt sauber, doch weiter rätselhaft.
Sie brennt in meiner Kehle, dort klebt Rauchgestank!
Ich kneife die Augen zusammen mit letzter Kraft,
versuche, deine zu finden, doch ich treffe deine Hand.

"Fliegt mit mir"
sagt die Krähe
"seht durch meine Augen."

Wie durch Zauberhand emporgehoben,
erheben wir uns auf schwarzen Flügeln!
Im Wind hören wir ihren Ruf in uns verwoben,
sie teilt mit uns ihre Haut, lässt los die Zügel.

Wir breiten unsere Flügel aus, wir sind die Krähe.
An den Federspitzen die Luftturbulenzen man spürt,
fühlen uns schwerelos, atemlos durch diese Nähe,
während sie unsere Seelen durch die Dunkelheit führt.

Durch ihre strahlend-scharfen Augen in Wolkenhöhe,
können wir uns alles aus ihrer Perspektive erklären.
Auf Ebenholzflügel schwingt ihre schwarze Seele,
bringt uns Visionen aus jenseitigen Sphären.

Unser Geist reist mit dieser Krähe ins Ungewisse,
Offenbarungen durchfluten unsere begnadeten Zellen,
aus ihrem mystischen Geist fließen die Geheimnisse,
wie Lichstrahlen, die die finsterste Nacht erhellen.

Das Treiben in den Steinen erscheint in uns lebendig,
dann spüren wir die Empfindungskraft der Pflanzen,
die unsere Ängste lösen, fühlen uns ewig beständig,
sehen die höchsten Bäumen für uns auftanzen ...

Klickend, krächzend, gurrend kreisen wir auf offener See.
Nicht mehr lange, bis wir die Sonne im Morgengrauen wecken!
Wir schwelgen in der Kraft der Finesse der Natur, in einer Idee.
All dies wollte uns die Krähe als Vorgeschmack schenken...

So endet dann auch unser unglaubliches Abenteuer,
rechtzeitig zum Beginn der nächsten Morgendämmerung.
Unser Reiseführer übergibt krächzend uns wieder das Steuer,
mit der Gewissheit, wir sehen uns wieder ...
ohne jede Hemmung!
~++~

© meteor 2024

Informationen zum Gedicht: Vor der Dämmerung

7 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
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05.11.2024
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