Und doch!

Ein Gedicht von Nico Fender
Ich lebe in Frieden, hab' Kleidung und Essen,
träume mich zum Abend hin, wie's jeder hier tut.
Ein Name macht mich, nicht alle werden vergessen.
Summe Summarum mir geht es gut.

Ein Dach über dem Kopf, ein Taler für die Sucht,
einen Job, ein Hobby, ein Makel, ein Talent.
Brauch' ich den Freiraum, gewährt man mir Flucht,
"Freiheit" ist was man das hier nennt.

Doch Trügerisch ist die Welt, in der nichts passiert,
wertlos die ganze Zeit, ohne Tat.
Langweilig ist der, der nichts verliert,
in der Gewohnheit prägt die Gegenwart.

Wäre ich wirklich frei, würde ich die Feuer ersticken,
wirklich frei unter blauen Himmel tagen
und über weiße Tauben würd' ich erblicken,
eine Welt, in der kein Mensch müsst den anderen schlagen.

Wäre ich wirklich frei, könnt ich Tränen dir nehmen,
wirklich frei, stolz zwischen Mensch und Tod mich stellen
und niemand müsst mehr nach Licht sich sehnen,
wenn Herzen unsere Wege erhellen.

Doch mit einen Flügel fliegt man nicht.
Die Last ist eh viel zu schwer.
Man bleibt am Boden, ein Traum zerbricht
und Jahre lang träumt man nicht mehr...

...bis eines Tages erneut ein Junge zum Himmel blickt.
Und sieht, was ein jeder sonst sogleich vergisst,
wenn vergangene Seelen Gewissheit ihm schickt,
dass er in all seiner Freiheit, doch ein Gefangener ist.

"Und doch!" Schreit der Erlöser und der Sünder,
Und doch, verbreitet sich Grün und Schimmel.
Und doch Geißel der Erde - Männer, Frauen, Kinder
schauen neidvoll hoch gen Himmel...

N.Fender

Informationen zum Gedicht: Und doch!

103 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
29.01.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Nico Fender) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige