Rohrkolbenernte

Ein Gedicht von Helmut A. Pätzold
Rohrkolben zu suchen war mein Sinn,
darum ging ich zum Weiher hin.
An einem Graben suchte ich auch,
da sind sie oft, nach altem Brauch.
Schon aus der Ferne konnte ich sehen,
die Kolben dicht am Ufer stehen.
Sie standen da in großer Zahl,
bis da war alles optimal.
Doch leider nicht sehr griffbereit,
Entfernung so 2 Meter weit.
Vor Jahren waren solche Sachen,
mit 1, 2 Schritten leicht zu machen.
Marode Knie, ein steifer Rücken
und noch so ein paar andre Tücken,
die machen daraus ein Problem,
es geht nicht mehr wie ehedem.
Mit Umsicht wird erst eruiert,
dann das Gelände inspiziert.
Danach kommt man sofort zum Schluss,
dass man hier sorgsam planen muss.
Der Zugang nicht sehr eben war,
er war geneigt, erheblich gar.
So 30 Grad, mal grob geschätzt,
das wird wohl schwierig sein, was jetzt?
Die Kolben stehen, welche List,
natürlich da, wo Wasser ist.
Und ohne Gummizeug am Bein,
wagt besser man sich dort nicht rein.
Doch 2, 3 stehen, welch ein Traum,
ganz vorne, dicht am Wassersaum.
Das wäre auch schon ein Vergnügen,
mit diesen will ich mich begnügen.
Mit leichtem Schritt den Hang hinab,
das schminke ich mir besser ab.
Denn leider ist mir wohlbekannt,
es geht ja kaum im flachen Land.
Ich wähle also ein Verfahren,
das angepasst den reifen Jahren.
Setz mich auf meinen Hosenboden,
und denk dabei an Arsch und Hoden,
ob der Abhang wohl auch frei,
von spitzem Ast und Steinen sei.
Geplant getan, so wird’s gemacht,
man rutscht nach unten und zwar sacht.
Im Sitzen wird es schwer gelingen,
die Rohrkolben an mich zu bringen,
drum fang ich an, es knirscht im Rücken,
langsam nach oben mich zu drücken.
Nun steh ich da und strecke mich,
drück durch das Kreuz trotz Rückenstich,
mach einen Schritt in Richtung Ziel.
Ich sah von weitem wohl zuviel,
von dreien muss ich zweie streichen,
nur einer ist knapp zu erreichen.
Den ernte ich mit sanften Händen
und will das Drama nun beenden.
Behutsam dann im Vierergang
Bezwinge ich den Grabenhang.
Bin stolz, dass ich den Einen habe,
Du wolltest viele, alter Knabe!
Nicht gierig sein, gib Dich zufrieden
mit dem, was heute Dir beschieden.
Bescheidenheit, so ist es eben,
verschönt im Alter oft das Leben.

Informationen zum Gedicht: Rohrkolbenernte

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21.03.2016
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