Man hält sich für klug
Ein Gedicht von
Roman Herberth
Wir lassen uns nicht gern belehren.
Denn jeder glaubt, er wäre klug.
Man hält zu sich, in allen Ehren.
Und es folgt oft ein Selbstbetrug.
Wenn Dritte schamlos zeigefingern,
dann leidet unsre heile Welt.
Und unser Boot fängt an zu schlingern,
weil man sich nicht dem Einwand stellt.
(Man kennt sich aus mit allen Dingen.
Es zählt nur unser eigner Rat.
Und was man anpackt, wird gelingen.
Man ist gescheit und stets auf Draht.)
So denkt man, das wird uns noch schaden.
Denn es trifft nicht des Pudels Kern.
Man lügt sich an, in kleinen Raten.
Denn das ist allezeit modern.
Wir lauschen ungern fremden Lehren.
Denn die sind manchmal knüppeldick.
Und jeder wird sich heftig wehren,
denn unbekömmlich, die Kritik.
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