"Konsumismus" - Smalltalk im Supermarkt
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Frau Frust: Der Mainstream trampelt zu gern alle Werte nieder
Herr Magenbitter: Stimmt schon!
Frau Frust: Egal wo er gerade stapft und marschiert, gleichgültig, schier unbeteiligt sieht er zu, wenn sich seine Spur hinterher wieder verwischt
Herr Magenbitter: Das ist auch eine Art von Kunst
Frau Frust: Der Mainstream kennt nur die fetten Überschriften auf die er große Stücke hält
Herr Magenbitter: Wer lesen kann ist klar im Vorteil!
Frau Frust: In der furchterregenden Einseitigkeit seiner Meinungsbildung sieht er bevorzugt das gleichgeschaltete Denksystem
Herr Magenbitter: Das hatten wir doch schon alles mal in Reinkultur
Frau Frust: Die Menschen werden in der Ellbogengesellschaft noch gerade dazu erzogen und bewogen, die Fressnäpfe der Selbstbereicherung als Erster zu erreichen
Herr Magenbitter: Ja aber was wenn alles ausgefressen ist und ausgeplündert? Was dann?
Frau Frust: Dann wird ein neues Wirkungsfeld gesucht und sicherlich auch erfolgreich gefunden
Herr Magenbitter: Welch ein Wunder! Und anschließend wieder alles gleichsam gebrandschatzt und entehrt? Wie gehabt?
Frau Frust: Ja! Für mich sind das richtige Seelendreckschweine!
Herr Magenbitter: Gerade weil mancher Zeitgenosse auch noch so dummdreist ist und sich für sein tolles Leben der Doppelmoral hochleben läßt. Der Fantasie scheint dabei fast nichts unmöglich zu sein
Frau Frust: Die Freiheit des Menschen verschwimmt grenzenlos
Herr Magenbitter: Sind es nicht gerade diese Spezies von Menschen, die die sogenannten Andersdenkenden regelmäßig für verrückt erklären und unterdrücken?
Frau Frust: Natürlich! Abseits von Konsum und Überfluss zu leben, setzen sie einem persönlichen Scheitern gleich. Einen anderen Lebenstil zu führen, befinden sie für mehr als befremdlich und als äußerst komisch.
Herr Magenbitter: Alles was bezahlt werden muß oder kann, macht quasi erst den wahren Sinn in ihrem Erdendasein? Hat ein Ziel gefunden, die Absolution der Machbarkeit?
Frau Frust: Unzählig viele Mainstreamprodukte, die fabriziert werden, sind sogar oft nur Mittel zum Zweck, der darin besteht, Müll zu sein
Herr Magenbitter: Man beachte den freien Wertverfall inbegriffen
Frau Frust: Wir kaufen und verkaufen. Wir erwerben Güter, ob wir sie wirklich zum Überleben benötigen, steht in einem anderen Kochbuch.
Herr Magenbitter: Hauptsache brandneu, modern und hip!
Frau Frust: Unsere Industriegesellschaft erfindet Waren unter der Maßgabe, dass Wachstum sein müsse
Herr Magenbitter: Oje, mit sämtlichen Mängel an Brauchbarkeit und Haltbarkeit?
Frau Frust: Noch schlimmer! Am Anfang war der Müll. Sie produzieren Müll, schön verpackt und gewinnbringend.
Herr Magenbitter: Der modernste Müll ist also demnach nicht der, der auf Deponien lagert, sondern der, der in den Regalen der Kaufhäuser
Frau Frust: Müll ist nunmal Müll. Wir können es eben nicht mehr so richtig unterscheiden
Herr Magenbitter: Ja und wo kommt denn jetzt diese ganze bunte stinkende Masse, der Müll dieser Welt eigentlich hin? Es erwächst doch jährlich ein gigantischer Müllberg?
Frau Frust: Das wüßte ich selbst zu gern?
Herr Magenbitter: Oh nein, ich möchte das lieber gar nicht erst wissen
Frau Frust: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß?
Herr Magenbitter: Am Ende bleibt doch eh nur wieder diese scheiß Wut!
Frau Frust: Wir leben nunmal in einer Wachstumsgesellschaft
Herr Magenbitter: Mit geschlossenen Augen wachen?
Frau Frust: Gottseidank ist das Leben nicht unendlich
Herr Magenbitter: Mann oh Mann! Jetzt brauche ich dringend einen Kümmerling
© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 22.06.2017)
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