Kindergeburtstagsträume
Heute habe ich schlecht geschlafen,
weil sich meine Träume trafen.
Sie hielten mich im Bett in Trab,
weil ich heute Geburtstag hab.
Gleich kommt die Familie an
und jeder singt, so laut er kann.
Nicht etwa den gleichen Text,
nein, so wie der Schnabel wächst.
Jeder mir mit nem Kuss gratuliert,
den er auf meine Wange schmiert.
So erlebe ich vor dem Waschen,
was jeder konnte heimlich naschen.
Dann soll ich die Kerzen pusten,
dabei brauch ich nur zu husten.
Sehr viele Lichter auch nicht brennen,
mein Alter will ich noch nicht kennen.
Zu den Geschenken, die verpackt,
stürze ich dann schnell, halb nackt.
Wer mich kennt, weiß, was mich freut,
besonders an einem Tag wie heut.
Ich mag keine Strickstrumpfhosen,
Kissen, Decken, Sträuße Rosen.
Ich liebe Kästen voller Dominos,
Tiere mit und ohne Zoo’ s,
Kreisel, die sich hart bekriegen,
dabei in einer Schüssel fliegen.
Blasrohre mit Gummipfeilen,
die schadlos durch die Lüfte eilen.
Kartenspiele als der große Hit,
vielleicht spielt mal ein Großer mit.
Ne Kugelbahn dort, ne Seilbahn hier,
meist vom Fenster bis zur Tür.
Außerdem ein funktionierendes Telefon,
samt Kabel bis zu Nachbars Sohn.
Da spielen wir Geheimdienst dann,
für Hausaufgaben, die schwer dran.
Zauberkästen, Tricks aus Eisen,
sind der Clou auf allen Reisen.
Später liebe ich Chemiebaukästen,
um die Haussubstanz zu testen.
Ob die Essen wohl wackeln täten,
beim Start der Karbidraketen?
Wo die Kanalisation zu Ende ist,
später mal mein U-Boot misst.
Leider kennt keiner Familie Hoppenstedt,
deren Reaktor außer Kontrolle gerät.
Still, jetzt höre ich es trampeln,
Papiergeraschel, Hüsteln, Hampeln.
Schnell in die Decke eingepellt
und sich schlafend dann gestellt.
Mal sehen, ob es dieses Jahr
wieder so wird, wie es sonst war.
2008 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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