Dunkelkind

Ein Gedicht von Marie Mehrfeld
wir reisten
auf dem Rücken
greiser Schildkröten
in unbenannte Welten,
in den Zeiten zwischen den

Monden teilten wir uns Galle
und Honig, dann brach die Decke
über unserer Herberge zusammen und
zertrümmerte alles, was vorher war; liebes
trunkenes Flüstern haben wir in der Monotonie

unsteten Reisens verloren und doch im nächtlichen
Funkeln wilder Katzenaugen wieder gefunden; ausgetrock-
net sind die meisten unserer Flussbette; indes – die rote Glut
unter der Asche glimmt immer noch; wir wiegen alle schweren
Steine mit der Hand und streicheln sie, auf dass sie uns erzählen

davon, was war und ist und sein wird; ein Dunkelkind bin ich,
in Einsamkeit ohne dich, mit zerrissenem Herz suche ich
den ewigen Strom, der mich trägt auf den Grund meiner
Seele, suche mein Spiegelbild in deinen geschlossenen
Augen, dass ich heile und der Tag heller wird als
die Nacht, die mir den Atem genommen hat







© M.M.

Informationen zum Gedicht: Dunkelkind

284 mal gelesen
(4 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
3
21.07.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Marie Mehrfeld) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige