DIE ZWEI RABEN
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Als ich so ging für mich allein
hört ich im Baum zwei Raben schrei‘n
Der eine rief dem ander’n zu:
‚Wo speisen wir heut, ich und du?‘
‚Dort drüben in dem kleinen Wald,
da liegt ein Ritter schon ganz kalt
Und keiner weiß von diesem Fund
als nur sein Falk, sein Lieb und Hund
Den Hund, den sah ich heut auf Jagd,
den Falken, wie er Beute packt,
die Frau bei einem and‘ren Mann
Das wird ein Festmahl, süß und lang!
Die Schulter wird für dich ein Schmaus!
Die blauen Augen pick ich aus
Und mit dem gold’nen Lockenhaar
wird unser Nest ganz wunderbar‘
Man klagt um den, der da verschied,
doch keiner weiß mehr, wo er blieb
Der Winde leises Weh’n allein
streicht über’s bloße bleich Gebein
Anm.:
Übertragung der altschottischen Ballade ‚The Twa Corbies‘ - s. https://youtu.be/HJQxeELN4gQ. In früheren Zeiten waren es nicht zuletzt Raben, die nach einem Krieg das Schlachtfeld säuberten.
Eine andere Fassung gibt es von Theodor Fontane.
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