Die Nacht

Ein Gedicht von Heinrich
Still und leise kommt sie in die Stadt,
macht die Straßen weit, endlos und plötzlich nackt.
Sie geht in jedes Haus, fährt in jeden Körper
und legt sich über manchen Geist.

Es gehen Lichter an, draußen geht die Dunkelheit spazieren.
Nirgends ist sie gerne Gast, niemand möcht´ sich mit ihr zieren.
So wird sie vertrieben und bekämpft,
darf nur woanders existieren.

Da schwebt Sorge durch die Nacht, findet keine Ruh.
Wacht über viele hungrige Seelen, hat meist wenig, manchmal viel zu geben.
Still und leise macht sie Angst dem Heimatlosen.
Ihre Freunde sind Frau Kälte und Herr Tod.
Da schmückt sie sich mit Leid, die Nacht.

Es gehen Lichter aus, drinnen ist's wohlig warm.
Zwei Herzen wiegen sich im Arm.
Dort wird sie empfangen, gleichsam besiegt und darf noch länger bleiben.
Da verweilt die Liebe in der Nacht.

Suchende gehüllt in ihre Tücher, wandeln blind und ohne Ziel.
Meist erhoffen sie zu viel.
Sie trägt die Farbe Sehnsucht nun, diese Nacht.

So hat sie endlos viele Gesichter, bietet Raum für Gegensätzlichkeit.
Zieht hässliche Grimassen und möcht´ zum Tage ja nicht passen.
Doch wird in ihr auch sichtbar, was am Tage übersehen werden will.
Sie ist ein ehrlicher Gesell, diese Nacht.

Anfangs völlig leer, splitterfasernackt,
saugt sie auf die Gefühle in der Luft, bekleidet sich mit Schicksalen
und verabschiedet sich manchmal dankbar sanft mit einem Kuss.

Informationen zum Gedicht: Die Nacht

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12.09.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Heinrich) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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