Die Kälte

Ein Gedicht von Christian Penz
Ich öffne den Mund und es steigt empor
Meine Seele, so kommt es mir vor
Wenn ich die Wolke vor mir sehe
Ich verüble ihr nicht das Geschwebe
Würde ich doch auch am liebsten fliehen
Vor Väterchen Frosts eisigen Intrigen

Schaue ich zum Himmel hoch
Sehe ich weitere Seelen noch
Die von der Flucht angetrieben
Bis zur Sonne aufgestiegen
Um dort in der warmen Sonne zu baden, sind
Hingegen bläst hier Blasius den kalten Wind
Kein Sonnenstrahl berührt den gefrorenen Boden
Weil die Seelen im egoistischen Toben
Der Sonne den Anblick der kalten Welt verwehrt
Währenddessen wird weiter an mir gezerrt
Ich sehe es an den Armhaaren, die einst lagen
Doch nun senkrecht in die Höhe ragen

Blasius scheint mit einem Blasrohr zu schießen
Ich sehe zwar an mir keinen Tropfen Blut fließen
Doch die Schmerzen, die einem Messerschnitt gleichen
Setzten sich so in mir diese gedanklichen Weichen
Ich vermute mein Blut ist einfach gefroren
Deshalb dringt es nicht aus meinen Poren

Gefroren, wie der See im Wald
Mir ist weiterhin so bitterlich kalt
Das Wasser, das in der großen Hitzenot
Sich mir immer als Erfrischung anbot
Rettet mich diesmal auch nicht mehr
Nehme ich einen Schluck, dann ist es als wär
Ein Eiszapfen durch den Schlund gefahren
Und lässt die Eingeweide in sich erstarren

Meine Gliedmaßen wollen zu meinem Torso
Als könnte Väterchen Frost mich so
Als Kugel zusammen gerollt nicht finden
Oder es bläst mich einer von Blasius Winden
Fort von diesem unwirklichen Ort
Jedoch bleibe ich weiterhin dort
Wo die Kälte schon in den Herzen der Menschen regiert
Denn Väterchen Frost distanziert alle ungeniert
Schicht für Schicht verhüllt jeder sein Leib
Worauf weder Mann, Kind oder auch Weib
Seine Körperwärme mit jemanden teilen kann
Diesen Egoismus treibt Väterchen Frost voran

Meine Zähne klappern im schnellen Takt
Als wollten sie mit diesem Stakkatoakt
Ein Notsignal an die Welt hinaus mausen
Möchte doch jemand zur Hilfe ran sausen
Die Stimmbänder selbst sind erstarrt
Die Töne klingen auf diese Art
Als würden sie gleich brechen
So versagt mir das Sprechen

Die Augenlider werden langsam schwer
Die Eiszapfen darauf werden immer mehr
Ich kann sie nicht mehr offen halten
Ich spüre nur die Umarmung des eisig Kalten
Es ist leider nicht die vom Tod
Der mich retten würde aus der Not
Er besteht ja nur aus Haut und Knochen
Nach wenigen Schlägen von meinem Herzpochen
Wäre auch er ein Opfer von Väterchen Frost
So erhebe ich mich wie zu einem Toast
Nun lasse ich nur mehr einen Gedanken kreisen
Bis auch dieser beginnt in mir zu vereisen
Hinter meinen zornerfüllten Stirnfalten
Wer musste die verdammte Heizung abschalten.

Informationen zum Gedicht: Die Kälte

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26.11.2021
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