Paul
Ein Gedicht von
Flint Norge
Ich sah ihn oft an der Ecke steh'n, er ließ sich den Wind um die Nase weh'n,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
da stand der Penner, da stand Paul.
Junge hast mal ein Groschen? hat er mich gefrag,
Hab noch nichts gegessen und noch lang ist der Tag,
paar Brötchen und 'ne Wurst, damit komm ich schon aus,
und ein Schnaps für die Nacht,
Denn ich hab kein Zuhaus.
Als ich ihm dann einen Zwickel gab, hat er mich dankbar angestrahlt,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
sagte der Penner, ich heiß Paul.
Dann erzählt er mir von seinem Leben, ja früher war alles ganz anders gewesen,
keine Kanne am Hals, ohne Kippe im Maul,
doch das ist lang her, meinte Paul.
Die Zeit verging, tagein und tagaus,
wier trafen uns öffter und sprachen uns aus,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
ich und der Penner, ich und Paul.
Ob Sommer, ob Winter, er stand immer dort,
hatte immer ein offenes Ohr für mein Wort,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
grinst er verschmitzt, Penner Paul.
Eines Tages da stand er nicht hier,
ich fragte die andern, wo er denn wär?
man sagte mir, er leidet nicht mehr die Not,
und ich begriff, - Paul war tot.
Noch heute denke ich oft an ihn,
und seh' ihn im Geist an der Ecke steh'n,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
das war der Penner, mein Freund Paul.