84. Eintrag von
Gast
09.01.2021 um 23:14
Hallo Gaby, ich bin wieder da
und wäre dir gern etwas nah.
Bei der Reha wir kaum Sonne hatten
und deshalb gab es auch keinen Schatten.
Meine Krankheit kaum jemand kannte
und alles nur Corona nannte.
Morgens hieß es: Wo ist mein Schnauztuch,
willst du nicht hungern, dann Such!
Der Fahrstuhl würde sich im Normalfall löhnen,
senn er gestattete nur zwei Personen.
Kriegte die Nase auch rote Flecken,
sie war mit dem Schnauzenschinder zu bedecken.
Unser Singen weckte die Toten,
aber es war leider verboten.
Doch wir ließen uns nicht stören
und man konnte uns im Untergeschoss hören.
Anfangs gab es manche Träne
bei drei Tagen Quarantäne.
Essen und Getränke gab es da immer
wie im Hotel im einsamen Zimmer.
Ich hatte den Computer mit und an,
aber es gab kein richtiges WLAN.
Am letzten Tag die Telekom kam
und Glasfaserkabelverlegungen vornahm.
Nach den drei Wochen in dem großen Haus
bat ich mir noch eine vierte Woche aus.
Wäre ich noch länger geblieben,
hätte ich einen Roman oder Gedichtsammlungen geschrieben.
Ich schrieb vorsichtig, damit sich kein Ärger anböte,
aber manche Leserin bekam leichte Röte.
So erging es in Wandlitz mir,
doch wie erging es so einsam dir?
Schreibe mir nach Hause per E-Mail die Zeilen,
dann lohnt es durch die Internetwelt zu eilen.
wr.guthmann@web.de ist es wie eh und je,
doch man schrieb mir über den großen, See
besser wäre wr-guthmann@outlook.de.
Ich lese die E-Mails allein,
drum kann es ruhig die Wahrheit sein.
Und lässt du wieder Gedichte fließen,
dann kannst du bitte alle lieben Damen grüßen.
Ich hinke noch auf wunden Sohlen
und muss mich erst von allem erholen.
Aber dann geht es los,
der Drucker ist eingetrocknet bloß.
Ach, vergiss nicht viele Grüße
bei der Konkurrenz an die Süße.
Ich hoffe, meine Worte lesen sich nett,
denn jetzt fall ich todmüde ins Bett.
Dort träum ich von dir und der Corona-Spritze,
denn ihr seid alle beide Spitze.
09.01.2021 Wolf-Rüdiger Guthmann