Profil von Günter Uebel

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Alter: 91 Jahre

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Anzahl Gedichte: 80
Anzahl Kommentare: 5
Gedichte gelesen: 59.361 mal
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Titel
80 Verhinderte Konfirmation
Vorschautext:
Noch hat kein Pfarrer Dich entdeckt,
drum knallt kein Konfirmandensekt
und kein Champagner schäumt,
weil Deine Taufe man versäumt.

Entbehrlich ist der Prediger,
ob beweibt, ob lediger,
gehört ein solcher allemal
doch nur zum Bodenpersonal,
welches denn auch wenig nützt,
wenn nicht der Himmel uns beschützt.

...
79 Liebes-Pech
Vorschautext:
Ich liebe Dich so inniglich,
so zärtlich wie auch ungestüm,
behutsam und gelegentlich
wild wie ein freches Ungetüm.
Ich bringe Dir ein Ständchen dar
mit sehnsuchtsvollen Liedern
und wünsche mir, Du möchtest gar
den Liebesgruß erwidern.
Dein Schweigen aber züchtigt mich
wie dornbewehrte Ruten,
mein Herz, es muss ganz kümmerlich
verschleißen und verbluten.
...
78 Gefahr im (Ver-) Zuge
Vorschautext:
Es nahm das Schicksal seinen Lauf
und er ein schweres Los in Kauf,
da er beim Autofahren rauchte
— was er zur Entspannung brauchte —
sich nach einer Kippe bückte
und unversehens unverglückte.
Pflegst du das Auto zu gebrauchen,
verzichte pfleglichst auf das Rauchen.
Günter Uebel, 2020
77 Am Morgen danach
Vorschautext:
Es macht längst die Runde,
heut’ wurde ne Stunde
erholsamen Schlafes zunichte gemacht.

Denkt der schläfrige Gast
nach geschmälerter Rast
beim Frühstücksmahl nach beschnittener Nacht,

ob der Vorwurf berechtigt,
dass total unternächtigt
schnöde er um den Schlaf ward gebracht?

...
76 Segen aus der Druse
Vorschautext:
Im Herzen unsres Heimatortes
wohnt eine Kraft: Beständigkeit.
Im Schoße jenes sichern Hortes,
dort pocht ein Puls: Lebendigkeit.

Aus grauer Druse rauem Kleide
löst kunstvoll man den edlen Stein,
fügt kenntnisreich ihn in Geschmeide,
schließt Glanz und Strahlkraft darin ein.

Die Werke bringen reichen Segen,
breiten Wohlstand übers Land,
...
75 Zum Tag des Denkmals
Vorschautext:
Gemäuer empfängt uns an fröstelndem Ort,
Efeu verschlingt scheu geflüstertes Wort,
dem Gedenken gewidmet begnadeter Größen,
wenn ehrfürchtig wir unsre Häupter entblößen.
In Andacht versunken an heiligen Stätten
knüpfen wir ruhmesvoll wortreiche Ketten
und folgen ergriffen beredtesten Spuren
unvergänglicher Denkerkulturen.

Gebieterisches Monument,
das den Tod vom Leben trennt,
du scheidest von Gebeinen den Geist,
...
74 Der Waffenschmied
Vorschautext:
Der Schwache wünscht, dass Hilfe ich ihm leiste,
der Strenge rügt mich, da ich mich erdreiste,
Spitzentechnik zu kreieren,
weltweit auch zu exportieren.
Womit freies Land bewahren
vor Mordlust wilder Kriegerscharen,
womit Sicherheit uns schaffen,
wenn nicht mit kampferprobten Waffen?
Ich frage alle Kritikaster:
Ist Ingenieurgeist denn ein Laster?
Verlangt Ihr, dass es mir genügte,
wenn man bescheiden Äcker pflügte
...
73 An den Junggesellen
Vorschautext:
Leih mir dein Ohr und hör' mein Freund,
was bedenkenswert mir scheint:

Dreißig bist du nun geworden
und nennst keine Frau noch dein,
kanntest Weiber aller Sorten
und bist immer noch allein!
Mit der Karosse, mit der teuern,
fuhrst du auf allen Bundesstraßen.
Von der Nordsee bis nach Bayern
hat dein Signalhorn Sturm geblasen.
Bei keinem Mädchen bliebst du lange,
...
72 Ein neuer Morgen
Vorschautext:
Der Morgen träumt. Du schaust ihn im Schlafe.
Er ist noch ein Jüngling, ruht in moosweichen Kissen.
Dich ruft schon dein Tagwerk, dich Fleißige, Brave.
Du wirst ihn die nächsten Stunden vermissen.
Es streichelt ihn scheu deine zärtliche Hand,
als wolle sie ihm ihre Freundschaft geloben.
Halb deckt den Schläfer ein loses Gewand,
Darin sind Hoffen und Bangen verwoben.
Darunter gewahrst du - noch keuschen Blickes -
die zarten Formen erwachender Jugend.
Ist dies ein Versprechen kommenden Glückes
oder der Bote scheiternder Tugend?
...
71 Human Error
Vorschautext:
>Bush-Blair-Englisch für Anfänger<

Tief schürft man begierig nach dem schwarzen Gold,
tief auch bemisst man der Schürfenden Sold,
doch fließen geheim aus prallvollen Kassen
Gehälter, strategisch gewichtet nach Klassen,
verlockend bemessen in Dollarmillionen,
Getreue für hilfreichen Dienst zu belohnen,
die störenden Größen zu eliminieren,
willfährige Bosse zu inthronisieren.
Zum Teufel mit zartem Unrechtsbewusstsein,
wir müssen doch smart und moralisch robust sein!
...
70 Risiko Mensch
Vorschautext:
Mensch, der den Erfolg du jagst,
sag, ob du ihn denn teilen magst
mit Wesen, die dir selbst nicht nützen.
Bist du geneigt, die Welt zu schützen
für Leben, das darin soll wohnen
nach dir? Bist du bereit zu schonen
den Restwert, den die Erde hat ?
Als Moloch, der du nimmersatt
nach Opfern gierst, sie zu verschlingen,
drohst du, die Menschheit umzubringen!

Ich bin ein Kind, noch ungeboren,
...
69 Fabelwesen
Vorschautext:
Ein Kobold ohne Fehl und Tadel,
von allerhöchstem Geistesadel,
hat sich glänzend profiliert,
summa cum laude promoviert,
und aus der Laudatoren Munde
tönt Salbungsvolles in die Runde,
doch ist für ihn nicht akzeptabel,
rückt man ihn in das Reich der Fabel,
weshalb er heftig widerspricht:
„Ein Fabelwesen bin ich nicht!"

Er sagt's mit Überzeugungskraft.
...
68 Weihnacht auf der Krankenstation
Vorschautext:
Birgt rettungbringend uns der Hort,
die Stätte, die uns heilt und wärmt,
verkündigt man uns hier das Wort,
das uns erlöst, wenn wir verhärmt
uns schlaflos sorgen Nacht um Nacht
und ruh'los forschen Tag um Tag,
ob eines fernen Gottes Macht
noch einmal Leben schenken mag.

Beim Glockenklange atmen alle leise
und horchen fragend in die Nacht hinaus:
Bringt nun das Christkind auf geheime Weise
...
67 Demonstration - ph - einmal mehr reform-resistent
Vorschautext:
Ein Kobold, eine Geistesgröße,
gibt sich ungern eine Blöße.
Er grübelt, und er denkt: Phonetisch
ist doch frenetisch gleich phrenetisch,
doch will er's orthografisch meistern
und eff-frenetisch sich begeistern,
wenn tosend außer Rand und Band
Beifallsstürme sind entbrannt.

Pe-ha-phrenetisch wirkt's dramatisch
und psychologisch problematisch,
wenn auf die Couch ihn beim Psychiater
...
66 Überraschung
Vorschautext:
Ein Kobold galt als äußerst klug,
dieweil den Schein zur Schau er trug,
als berge er ne Menge Grütze
unter seiner hohen Mütze
und weil, was ihm vortrefflich glückte,
gescheit auch in die Welt er blickte.

Als er, vor Klugheit halb erschöpft,
den steifen Kragen aufgeknöpft,
der Ohnmacht nah zu Boden sank,
schob man ihn sacht auf eine Bank,
man hob die Kopfbedeckung leise
...
65 Heißhunger
Vorschautext:
Heißhunger

Was nützen die Etikette
und auch die Serviette
und gar goldne Bestecke
zum vornehmen Zwecke?
Dazu fehlt jede Einsicht,
wenn der Hunger hereinbricht.

Und herein bricht der Gast
in rasender Hast,
strebt eilig zum Tresen,
...
64 Größenwahn
Vorschautext:
Ein Kobold, der ins Jenseits startet,
sich Aufschluss darüber erwartet,
ob man auf der fernen Erde
ihn schmerzlich denn vermissen werde.
„Mit mir, da geht der Philanthrop!"
glaubt er und schaut durchs Teleskop,
ob denn, auf sich allein gestellt,
der kümmerliche Rest der Welt
noch weiter lebensfähig sei.
Doch schon ertappt er sich dabei,
dass — sehr zum eigenen Verdruss —
er zerknirscht erkennen muss,
...
63 Vater und Sohn 2000
Vorschautext:
Wer schreitet erhitzt durch die Mittagsglut?
Es sind Vater und Sohn ohne Mütze und Hut.
Der Vater packt das Kind bei der Hand
und zerrt es voran längs des Weges Rand.

„ Mein Vater, siehst du das Flugzeug dort schweben?
Es besprenkelt die Felder und spendet Leben."
„ Mein Sohn, es wird landen, schon sinkt es herab,
nur lässt es den giftigen Treibstoff noch ab. "

,, Mein Vater, lass uns im See dort schnell baden!
Er wird uns erfrischen und kühlt uns're Waden."
...
62 Ende der Sommerzeit - Ein Tag mit Verspätung
Vorschautext:
Rastlos eilt der Tag um die Erde,
damit nach dem Dunkel ein neues Licht werde.
Die Sonne vor Augen, den Schatten im Rücken,
so gleitet er hin auf luftigen Brücken.

Er sollte - wie immer - in zweimal zwölf Stunden
die weltweit berstenden Städte umrunden.
Ihm folgt die Schwester mit düsterer Schleppe
auf Gebirge und Meere, in Tundra und Steppe.

Doch menschliche Willkür, sie hat Konsequenzen,
hält den Wanderer auf an politischen Grenzen:
...
61 Weiße Weihnacht 2010
Vorschautext:
Wenn Schnee und Frost dem Land gebieten,
erstarrt das hastbetonte Leben.
Auch die rührigsten Eliten
dürfen sich gelassen geben.

Des Winters Macht knickt Baum und Strauch,
die weiße Weihnacht wird zur Plage,
lähmt Bahn und Flüge und selbst auch
die Erderwärmung steht infrage.
Günter Uebel, 2010
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