An den Junggesellen
Ein Gedicht von
Günter Uebel
Leih mir dein Ohr und hör' mein Freund,
was bedenkenswert mir scheint:
Dreißig bist du nun geworden
und nennst keine Frau noch dein,
kanntest Weiber aller Sorten
und bist immer noch allein!
Mit der Karosse, mit der teuern,
fuhrst du auf allen Bundesstraßen.
Von der Nordsee bis nach Bayern
hat dein Signalhorn Sturm geblasen.
Bei keinem Mädchen bliebst du lange,
führtest keine Braut dir heim,
denn bei deinem Wanderdrange
starb die Liebe schon im Keim.
Wer soll einst den Frack dir bügeln
auf das Tüpfelchen genau,
wer soll deine Kinder prügeln,
wenn nicht deine liebe Frau?
Wer hilft dir, die Krawatte binden,
wenn zum Doktor du mal gehst?
Wer hilft, den Kragenknopf zu finden,
wenn mit dem Fuße du drauf stehst?
Und wer sagt: „Mein lieber Männe,
gehe heute doch nicht aus;
denn - so wie ich dich wohl kenne -
du schleuderst hundert Mark hinaus!
Bitte, bleibe doch zu Hause,
geh' nicht weg und trink' kein Bier,
schlürfe lieber eine Brause
und bleib' schön daheim - bei mir - !"
Möchtest du solch liebe Worte
für dein ganzes Leben missen?
Willst vom sichersten dir Horte
- von der Ehe - du nichts wissen?
Sicher währt's nicht lange mehr
- hast du erst dies Leben satt -
dann kommst du mit 'ner Braut daher
und die Hochzeit findet statt.
Säume nicht durch langes Wählen,
führ' sie gleich zum Standesamt;
mag sie auch vierzig Jahre zählen,
es zählt nur, dass ihr Herz entflammt!
Ob sie freundlich oder finster,
ob Bayerns oder Schwabens Kind,
ob Orchideen oder Ginster
ihre Lieblingsblumen sind:
Sie heimzuführn für's ganze Leben,
darfst du keinesfalls dich scheuen!
Später wird's noch Muße geben,
zum Bedauern und Bereuen.
Günter Uebel, 1995