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Gedichte über Weisheit - Seite 35


Die richtigen Schuhe - Eine Geschichte

Die richtigen Schuhe

Eine junge Frau begegnete der Dorfältesten auf dem Markt.
Diese Dorfälteste war nicht nur sehr alt sondern auch sehr weise und verstand sich gut darin die Sorgen der Menschen zu erkennen. So erkannte sie auch, dass die junge Frau mit einigen Problemen zu kämpfen hatte.
„Du siehst bedrückt aus.“ sprach sie sie an. „Magst du mir erzählen, was dir sorgen bereitet?“

Die junge Frau erkannte die Dorfälteste und war froh, dass sie von ihr angesprochen wurde denn sie selber hätte sich das nicht getraut weil sie glaubte, dass ihre Sorgen nicht wichtig genug sind um damit jemand anderen zu behelligen.
„Ach,“ sagte sie traurig „ich weiß nicht ob ich sie mit meinen kleinen Problemen belästigen sollte.“

„Kein Problem ist klein, wenn es traurig macht und das Leben so sehr beeinflusst, dass man nur noch daran denken muss und an nichts anderes mehr.“ Antwortete die alte Frau freundlich.

Die junge Frau fasste sich ein Herz und berichtete von ihren Nöten.
„Ich habe einen jungen Mann kennen gelernt, er sieht gut aus, hat ein gutes Einkommen, er ist sehr nett und aufmerksam dazu macht er mir die schönsten Komplimente.“

„Das sind doch schon einmal gute Eigenschaften.“ Die alte Frau lächelte. „Wo ist jetzt das Problem?“

„Das Problem dabei ist,“ sagte die junge Frau „Dass sein Leben nicht so wie meines ist, dass er Dinge tut und mag, die mir nicht gefallen. Er möchte, dass ich sein Leben mit ihm teile und ihn so akzeptiere wie er ist. Das würde aber bedeuten, dass ich dafür mein Leben und meine Interessen einschränken oder sogar aufgeben muss wenn er bei mir bleiben soll. Ich müsste mich einschränken um ihm zu gefallen, um die Richtige für ihn zu sein.“

„Das ist ja fast so wie mit Schuhen.“ Bemerkte die Alte.

„Mit Schuhen? Wie soll ich das denn verstehen?“ Die junge Frau war etwas verwundert. Wie konnte man ihr Problem mit Schuhen vergleichen?

„Ja, wie mit Schuhen.“ sagte die Alte noch einmal. „Es ist so, als wenn du zauberhafte Schuhe siehst, Die es aber nicht in deiner Größe gibt. Aber weil sie so schön sind kaufst du sie dir trotzdem.
Jetzt hast du zwar Schuhe die nett anzusehen sind und um die dich bestimmt viele beneiden werden aber sie werden dir auf die Dauer Schmerzen bereiten und dich beim Laufen und beim Vorankommen hindern.
Dadurch kannst du dich zukünftig nur auf die Schmerzen konzentrieren, die dir diese Schuhe bereiten, nicht einmal mehr auf deren Schönheit und erst recht nicht mehr auf dich und auf deinen Weg, den du gerne gehen möchtest.“

© Michael Jörchel
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LOGISTIK oder PAPAS WEISER RATSCHLAG

Es kommt mir immer noch so vor,
als wär’ es gestern erst gewesen,
daß mir mein Vater sprach ins Ohr,
was nirgendwo stand nachzulesen.

Dies war vor über vierzig Jahren,
und weil ich auf den Ratschlag hörte,
durfte ich schon sehr jung erfahren,
wie man ein Frauenherz betörte.

Vor allem kam des Vaters Rat
der Mengenlehre sehr entgegen:
Denn jede Menge stand parat,
mein Lernbedürfnis anzuregen.

Da ich von außen recht ansehnlich
und Mitglied war im „Club der Dreisten“,
verhielt ich mich den Reichen ähnlich –
auf Deutsch: ich konnt’ mir alles leisten!

Schon mittags standen Damen Schlange,
und selbst die Nachtschicht war stets munter.
Um Nachschub war mir niemals bange –
man holte ihn sich notfalls…

Nun kommt’s mir wiederum so vor,
als hätt’ ich gestern meinem Sohn
geflüstert jenen Rat ins Ohr,
den mir mein Vater gab zum Lohn.

Und siehe da, es WAR erst gestern,
daß ich zum Sohne sprach voll Liebe:
„Erzähle niemals deinen Schwestern,
was du nun lernst über die Triebe!

Drum höre, Sohn, was ich dir stolz
als Weisheit will mitgeben,
da du geschnitzt aus jenem Holz,
wofür manch einer gäb’ sein Leben.

Der Job, den du bald machen mußt,
ist hart und oft beschwerlich.
Jedoch entlohnt er jeden Mann mit Lust,
wenn er für Frauen ist begehrlich.

Daß du gewandt bist und auch listig,
setz’ ich als Grundlage voraus.
Vergiß jedoch nie die Logistik,
denn Panik löscht die Kerze aus:

Stehst du vor einer Frauenmeute,
vergiß all deine Sorgen –
besorge es der ersten heute,
der zweiten Hälfte morgen!“

© Micha Schneider
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