Gedichte über Vergangenheit - Seite 72

der Lärm war immer schon da
und hielt sich auch ganz leicht aus
nur dieses laute Schweigen wurde unerträglich
erst will man da rein
dann will man da raus
leise aber spürbar anwesend
schleicht sich Unvermeidliches
in den Gedanken herum
es ist kein ewiges Gefühl geblieben
man biegt sich
für eine Lüge krumm
wo der Stärkere Krieger zu Boden geht
ist für keines der Opfer mehr wichtig
es kann schon sein, dass da einer von beiden falsch lag
und der Andere am Ende richtig
wie schmal ist eigentlich der Grad
zwischen du bist besonders und du bist sonderbar
der Grund war zu offensichtlich
als das es ihn zu verbergen möglich war


SzIgNm 27.10.2022

Ich sitze hier,
bin mit den Tränen am Ringen,
denn niemals wird das Wort „Papa“
in meine Ohren dringen.

Ich habe schon viel erduldet,
doch ist mein Single sein,
nicht meiner Krankheit verschuldet.

Nein es waren “die Menschen da“,
die mir kamen viel zu früh zu nah.
Sie drangen nicht nur in meine Intimsphäre,
sondern auch in mich,
weil ich mich sowieso nicht wehre.

Schlimm ist, da bin ich ein Kenner,
es gibt nicht nur pädophile Männer.
Auch Frauen haben meine Seele verhauen.

Wenn Du mir heute kommst zu nah,
ist der liebe Kalle nicht mehr da.
Ein verletztes Tier ist gefährlich,
ich bin es auch, da bin ich ganz ehrlich.

Wie konnten sie es damals wagen,
heute kann ich Nähe nicht ertragen.

Einst strahltest du gleich
Wie die Sonne auf dich herab
Doch heute wirkst du mehr
Wie ein verlassenes Grab
Einst war das Land erfüllt
Mit Gesang und Heiterkeit
Heute ist es nur noch ein
Echo der Vergangenheit

Wir dachten, du könntest
Allen Widrigkeiten widerstehen
Aber jetzt sind nur
Noch Ruinen von dir zu sehen
Seh ich dich so vergangen
Durch den scharfen Zahn der Zeit
Spür ich den Schmerz
Der tief in mir hoch schreit

Glaubt auch niemand
Auf der Welt mehr an dich
Ich verspreche dir
Hier hoch und heilig
Ich stehe weiter egal
Was kommt an deiner Seid
Bis zum bitteren Ende
der unheilsamen Vergänglichkeit

Ein Relikt aus längst vergangener Zeit,
vererbt von Generation zu Generation,
schon du hast als Kind davor gesessen,
den Worten deiner Vorfahren zugehört,
nun sind deine Haare von Silber durchzogen,
du namst den Platz auf dem roten Samt ein,

dein Lieblingsplatz war vor dem Kamin,
im flackernden Licht der Flammen
saßen WIR zu deinen Füßen,
lauschten mit gespitzten Ohren
deinen Geschichten von
Schneeriesen und Waldgeistern,
während du in deinem Stuhl
hin und her wipptest.

Seit Jahren steht er nun schon verstaubt,
umhüllt mit einer Decke aus Spinnweben,
in einer Ecke auf dem Speicher,
ein Schmuckstück,
aus edlem Holz gefertigt,
Intarsien schmücken die Rückenlehne,
jede Armlehne ziert ein geschnitzter Knauf:
der S c h a u k e l s t u h l !

Aus Kindern werden Erwachsene,
und der Schaukelstuhl
wird noch viele Generationen
verstaubt auf dem Dachboden
überleben.