Rastlos eilt der Tag um die Erde,
damit nach dem Dunkel ein neues Licht werde.
Die Sonne vor Augen, den Schatten im Rücken,
so gleitet er hin auf luftigen Brücken.
Er sollte - wie immer - in zweimal zwölf Stunden
die weltweit berstenden Städte umrunden.
Ihm folgt die Schwester mit düsterer Schleppe
auf Gebirge und Meere, in Tundra und Steppe.
Doch menschliche Willkür, sie hat Konsequenzen,
hält den Wanderer auf an politischen Grenzen:
Sechzig Minuten lang muss er sich fügen
im tristen Versteck unter haltenden Zügen.
Nach erzwungener Pause hastet er fort,
erscheint verspätet an jedwedem Ort.
Die Frühaufsteher schelten ihn dann,
doch - Vergebung heischend - lacht er sie an.
Günter Uebel, September 2011