Das Fischlein
Gerade ward es frisch geschlachtet,
Danach sofort zum Koch gebracht,
Von ihm in Hektik kaum beachtet,
Damit ein Mahl er daraus macht.
Die Pfanne heiß, das Tier gewürzt
Und in die Pfanne rasch gelegt,
Wo dann der Koch, der weiß beschürzt,
Es später dem Gourmet vorlegt.
Doch mit dem Sprung aus dieser Pfanne
Will unser Tierchen Freiheit finden,
Schaut flehend auf zu unserem Manne –
Der will den Schrecken überwinden!
Er greift nach dem feuchten Gesellen,
Der dreimal seiner Hand entwischt,
Will wieder hin zum Leben schnellen
Und will nicht, dass er aufgetischt!
Doch mit der harten, festen Pranke
Zwingt er den Fisch ins Leid zurück.
Und dass er nicht noch einmal wanke,
Drückt fest der Mann, ganz ohne Blick
Ihn in den glühendheißen Schmerz,
Beschwert mit einem großen Topf.
Das Fischlein zagt, es bricht sein Herz
Und tiefstes Leid verwirrt den Kopf.
Da liegt es traurig, ausgeweidet,
Schicksalsergeben für den Tod,
Wo es sein Sterben rasch erleidet,
Ein Ende hat des Kampfes Not.
©Hans Hartmut Karg
2019
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