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Gedichte über Tiere - Seite 209


Die Krähe

Als ich einst zu später Stunde
den Gedanken trüb nachhing,
kam mir seufzend aus dem Munde:
„Was ist nur des Lebens Sinn?“

Trost konnt‘ nur die Nacht mir bringen,
denn der Tag war mir verhasst,
hörte Geisterstimmen singen,
Lebensfreude war verblasst…

Und mein Herz war krank vom Bangen,
die Gedanken schwer wie Blei,
Schwermut nahm mich jäh gefangen,
doch dies war mir einerlei…

Da vernahm ich jäh ein Pochen,
schaurig klang es in die Nacht.
`s war, als ob ein Fingerknochen
klopfte mit der Hölle Macht.

Und ich sah vor meinem Fenster
flatterte es immerzu.
Waren es gar die Gespenster
die mir raubten jede Ruh‘?

Da! Schon wieder jenes Klopfen
und das Haar stand mir zu Berg!
Wollte mir die Ohr’n verstopfen,
mitternächtlich‘ Teufelswerk!

Fenster wurde aufgerissen!
Wähnte mich in bösem Traum
und gleich einem Schwarm Hornissen
flog ein Vogel in den Raum!

Pechschwarz glänzte sein Gefieder,
eine Krähe saß vor mir!
Mir erstarrten alle Glieder,
war dies Teufels-Elixier?

Und mein Herz begann zu beben,
als die Krähe zu mir sprach:
„Warum hast Du Angst zu leben?
Warum liegt Dein Mut so brach?“

Und wir sprachen über Liebe,
die ein Herz mit Mut erfüllt,
über Laster, Lust und Triebe,
welche Prüderie verhüllt…

Schwarzer Vogel, spreche weiter!
Du bist wirklich äußerst klug.
Sei mein weiser Wegbereiter,
davon krieg‘ ich nie genug!

Jede Nacht zur Geisterstunde
kommt sie seither zu Besuch
und die Weisheit ihrer Kunde
steht in meinem Tagebuch…

(inspiriert durch Edgar Alles Poe’s Gedicht „Der Rabe“)
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