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Gedichte über Sprachen - Seite 4


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Der Reim-Automat

Das Dichten, Reimen, Formulieren
muss im Innersten passieren.
Innen in der größten Seelentiefe
sprudelt’ s frei, als ob man es riefe.
Emotionen, Erlebnisse, Gedanken
ruhen dort ganz ohne Schranken.

Erinnerungen aus Jahrzehnten
bruchstückhaft versteckt sich wähnten.
Oft genügt ein Wort, ein Satz
und es bildet sich ein Schatz.
Ein Wortschatz, den man längst vergaß,
ganz plötzlich auf der Zunge saß.

Aufgeschrieben, erst gekliert,
aber später sauber korrigiert.
Hat man erst einmal angefangen,
wird emsig Wort an Wort gehangen.
Zum Schreiben wünscht man sich mehr Zeit,
aus Angst vor der Vergesslichkeit.

Und plötzlich kommt die jähe Wende,
denn die Gedanken sind am Ende.
Ein schöner Satz steht noch im Raum,
doch ein Reim dazu findet sich kaum.
Und gerade dieser Satz wäre wichtig,
ohne Reim jedoch ist alles nichtig.

Da kann man noch so lange dichten,
man kann ein Wort nicht passend richten.
Als Lösung für die fehlenden Daten
besorgte ich einen Reim-Automaten.
Da es förmlich in den Fingern gejuckt,
habe ich beizeiten in die Hände gespuckt.

Den Automaten mit einem Satz gelockt,
mit „Ist die Liebe auch verrostet“ gezockt.
Der Satz ward drei mal neu geschrieben
und so durch die Elektronik getrieben.
Und dann geschah ne Weile nichts,
nicht ein Buchstabe des Berichts.

Doch die Maschine hat geblinkt,
als ob das Drucken nicht gelingt.
Als ich dachte es geht nichts mehr,
kam aus dem Schlitz ein Zettel her.
Dort stand einfach nur gedruckt,
was der Computer ausgespuckt:

„Ist die Liebe auch verrostet,
hab ich doch viel Geld gekostet.
Ich, der Automat der Dichter,
bin ein kleiner Geldvernichter.
Soll die Lösung dir gehören,
müssen 5 Euro mich betören.“

04.11.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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