Gedichte über Sehnsucht - Seite 217

Mein Herz ist
ein See von Sehnsucht.

Der über die Ufer tritt und
sein schmerzliches Wasser
in meinen Brustraum sickern lässt.

Es sucht sich seinen Weg...
in die hochroten Wangen,
in meinen ziehenden Bauch,
in das Schmetterlingsflattern zwischen meinen Schenkeln.

In meinen Kopf, wo es zu einem reißenden Strom wird...
Gedanken, die als unkontrollierbare Wellen über mich schwappen.
Bilder-Brandung, gegen die ich mich nicht wehren kann.

Bilder...
von den Augen des einen, die mich nicht lassen;
von Küssen, die mich umfangen;
von Armen, die mich wollen;
von Lenden, die nicht anders können.

Mein Herz ist ein See von Sehnsucht.
Tiefgründig und übervoll.
Sein schmerzliches Wasser durchströmt mich.
Meinen Körper wandelnd in ein Meer voller Sehnsucht.

Ich bin
Gefäß geworden für die nicht versiegen wollende Kraft hinter all dem.
Herzdurchflossen.
Schmerzumtost.

Immer und in all dem gehalten.

Ich habe eine weitentfaltete Persönlichkeit, die nach inneren Ruhe der Berufung schreit
von angepasstem Stillhalten leid, mach ich mich für meinen Weg bereit
Ich springe über den Schatten der Konventionen und forme meine eigenen Normen
unter Betrachtung der von Natur erschaffenen Formen
Ich muss mich neu orientieren
neu lernen inneren Mangel nicht mehr durch äußere Erfolge zu kompensieren
Ich habe meine von der Gesellschaft versklavte Seele aus den Ketten des Egos befreit
sie war in keinem guten Zustand nach all dieser Zeit
immer noch am Heilen - sie weint und schreit

Der Verstand ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr
Ich mach die Augen zu
versetz mich in ein anderes Land
entspanne mich am Sandstrand und genieß das Flair
Erschaffe mit meinen Gedanken die Realität
fege starre Glaubensstrukturen weg und sehe dahinter das Alphabet
setze die Buchstaben zu Worten zusammen
bis sie einen Sinn ergeben unabhängig von den Orten aus denen sie stammen
Sehe teils traurige aber auch lustige Bilder in meinem Kopf
öffne wieder die Augen, schau in den Spiegel
und seh den gewohnten Blondschopf

Greif nach Stift und Papier
manifestiere meine Zeilen und schreibe sie nieder
In der Hoffnung dass sie jemand liest und aufschnürt sein geistiges Mieder

Die Sonne blutet durch die Scheiben,
doch drinnen sind die Räume kalt.
Kein munt‘rer Vogelsang erschallt:
die Stille wird mir innebleiben.

Das Mondlicht fließt durch Nachtgewänder,
dein „Gute Nacht“ verebbt im Schwarz.
Von unserem Stern tropft goldnes Harz,
mich fesseln meiner Pflichten Bänder.

Und draußen hebt was ›Tag‹ wir nennen,
bald leis und zart zu flöten an,
doch wallt die Wehmut grau heran,
da wir uns nicht umarmen können.

So wird die Nacht uns stets zerreißen,
sind leichte Beute für das Tier,
das ›Sehnsuchtsschmerz‹ geheißen:
Denn du bist dort – und ich bin hier …

© Anouk Ferez / 3-2016
[ildü vbb]