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Gedichte über Sehnsucht - Seite 189


Gereifte Jugend

Nach über zehn Jahren haben wir uns wieder getroffen,
Unsere Jugendjahre waren seit jenen Tagen verflogen;
Schon damals haben wir uns miteinander nie überworfen,
Zu keiner Gelegenheit getäuscht und belogen.

Noch stand deine Reife nicht in deinem Gesichte
geschrieben,
Weich und formschön deine Gesten, Mimik, dein Gesicht;
Ein lodernder Funke deiner Jugend ist dir nach wie vor
verblieben,
Welcher Funke mein Herz wieder pochen läßt und es wärmlich sticht.

Wenn ich es schaue, wie dein Haar im Wind geflattert,
Und dein zartes Lächeln eine Aura verbreitet,
Über mein Gemüt, welches Deine Anmut für sich ergattert
Und einatmet, bedürftig dir entgegenschreitet.

Gereifte Jugend, die deinen Körper verwaltet,
Gereifte Sinne , ich verspüre sie in mir;
Zarte Zuneigung für dich erschaffen, nach wie vor nicht erkaltet,
Mein Verlangen mir verblieben, nach deinem Körper, nach dir.

Ich habe es wieder und wieder geschaut, wie du im noch sommerlichen Herbste geschritten,
Durch rot-grün-braune und violette Blätterhaine,
Mit einem salamandergleichen Schritt durch das Weich-
bild geglitten,
Schon perlten mir Tränen, wie ich dich schaute, vor Freude ich heute noch weine.

Ob du mir noch zugelächelt, konnte ich aus der Entfernung nicht erkennen,
Du wendeste deinen Blick von mir weithin in eine ewige Ferne;
Ich wähnte uns schon beide gemeinsam durch die Wälder
rennen
voller Lebenslust und Hoffnung, der Sonne entgegen, der
Kometen und der Sterne.

Ich sah dich anderen mit deinen Armen und Händen entgegenwinken,
Jenen, welche deinen weiten Horizont einnahmen.
Ein Stechen in meiner Brust und ich begann dir ent-
gegenzuhinken;
Meine traurige Lebensfreude geknickt, ich glaube, meine Beine begannen sogar zu lahmen.

Doch endlich wieder kehrtest du deinen Blick mir
entgegen
Und eiltest mir zu mit einigen raschen Schritten;
Sogleich knospte in mir Hoffnung, es wuchs und keimte
und blühlte verwegen
Und schautest, wie wir beide, hoch zu Roß auf Schimmel durch die Wälder ritten.

Sogleich schenkte ich dir reichlich ein, einen randvoll gefüllten Kelch meiner immerwährenden Neigung
Und meines Vertrauens, für dich ganz allein,
Doch ganz plötzlich standen wir erstaunt und fast
verzweifelt vor einer Wegezweigung,
Schon jetzt entschied sich so unser gemeinsames getrenntes Wegesein.

Ich reimte dir noch einige schmale Verse über unser Neste,
Doch zog es dich dahin, dahin und fern von mir weg;
Du reichtest mir zum Abschied deine Hand und drücktest meine feste,
So daß ich schüchtern lächelnd und voller Verlegenheit
mit meiner Zunge über meine Lippen leck.

So schwandest du dahin, kaum daß wir verspürten unsere
Nähe,
Deine gereifte Jugend wärmte sich nicht mehr in meinen Armen;
Warum wünscht du es nicht mehr zu wissen, wie sehr tief ich auch noch heute für dich einstehe,
Du wunderliches Geschöpf, meine Liebe, meine Kleopatra,
Carmen.

Dieses Geschöpf eilte in Windeseile und weilig,
Für millionen Minuten dem Horizont entgegen;
Kein Winken zum Abschiede mehr, fürwahr du hattest es eilig,
Was mir blieb war ein Lächeln auf meinen Lippen, tat-
sächlich ich lächelte verlegen.

Gereifte Jugend, zehn Jahre waren dahingeschritten,
Zehn lange Jahre ohne dich gelebt und genossen,
Zuletzt auf einer schneebedeckten Eisfläche so lange ohne dich dahingeglitten,
Ohne Dich zehn zähe Jahre dahin und verflossen.
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Der Sozialist

Der Urkommunismus ist des Menschen wahre Geschichte,
Auf die ich auch heute ihre Bedeutung ausrichte,
Mit menschlichen Idealen unsere Zukunft gestalte,
Noch bevor sie als Mensch wie ein Greis veralte.


Der Mensch ist nur in der Gemeinschaft ein höheres Wesen,
Wesbezüglich ich in der Bibel oder bei Marx nachgelesen,
Wie aus der alten eine neue Welt gemacht
Und neues gesellschaftliches Leben entfacht.

Der Sozialist ist nicht modern, und doch morgen,
Fragen sich doch alle, wie eine neue Welt zu besorgen,
Von jenem, den viele irrtümlich für den Schöpfer halten,
Doch sollte allein der Mensch seine eigene Schöpfung verwalten.

Der Mensch entscheide selbst über seine Gesetze,
Statt "Angebot und Nachfrage" und einer unsäglichen Börsenhetze
Seine Handlungen und sein Leben bestimmen,
Auf daß nicht menschliche Wesen im Akkordfieber
verglimmen.

Der Sozialist appelliert an die solidarische Vernunft,
Eine kleine Partei zwar, doch eine schlagkräftige Zunft
Von Aposteln und Jüngern in Evangelistengestalt,
Sie kämpfen für Ideale, so ist der Mensch halt.

"Liebe deinen Nächsten", sein erstes Gebot,
Oder was er auch seinen Feinden als erstes anbot;
"Du darfst nicht töten", sein zweites Geläut,
Was schließlich alle und ihn selbst erfreut.

Der Sozialist appelliert an seine humanen Ideale,
Und predigt wohl zum vieltausendsten Male,
Daß der Humanismus im Mittelpunkt seiner Handlung,
Daß die Welt ganz ohne Hab und Gier stets in Wandlung.

Und so kommt der Tag, schön wie der Morgen
Hinweg gefegt all gesellschaftliche Sorgen;
Ich möchte auch dem Anderen Liebe versprechen,
Um endlich mit Haß Neid und Egoismus zu brechen.
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