Gedichte über das Schreiben - Seite 12

Sein Dichten ist wie musizieren,
er will mit Perfektion brillieren,
es stimmt jede Silbe, jeder Ton
in vollkommener Komposition.

Er kann Gedichte dann genießen,
wenn sie beim Lesen dahin fließen.
Reime müssen sich wirklich reimen,
nur dann kann Glück im Herzen keimen.

Wenn es nicht so ist klingt es verkehrt,
ganz wie bei einem Klassik-Konzert,
das, wenn's nicht gespielt von Meisterhand,
ihn im Ohr sehr schmerzt und im Verstand.

Künstlerische Freiheit hat Regeln,
sonst würd' der Wörter Fluss vernebeln,
da ist er stur wie ein Elefant,
der gedichterichtende Pedant.

Für mich steht's Gefühl im Vordergrund,
wenn's nicht perfekt ist sag ich: "Na und!?"
Wenn's mich berührt finde ich's charmant,
da bleib ich stur, wie der Ottifant.

"Buääähhh" ertönte es schaurig
Der Bleistift war traurig, sehr traurig
und so weinte er, wie noch nie in seinem Leben
Dem Kugelschreiber möchte ich am liebsten eine kleben
wie der Briefmarke, die das weiße Kleid verhöhnte
vom Brief, mit dem sie sich dann doch versöhnte
Der Kugelschreiber war's, der den Bleistift in die Trauer stieß
weil er kein gutes Haar an ihm ließ
wie schon zuvor am Pinsel
So gibt es nach seiner Predigt nur noch Geheule und Gewinsel
Was sagte er dem Bleistift vor dem Geschrei ?

"Deine Seele ist aus giftigem Blei
und Deine Taten verbleichen schnell
So ist Dein Schriftbild kritzelig und hell
Mit dem Radierer ausradiert
wird Vergänglichkeit Dir garantiert
Farben kennst Du keine
so bleibst Du oft alleine
Dein grauer Strich
ist doch nur einfach widerlich
Selbst Dein Radierer, der kleine
verschmiert und zerkratzt das Papier, das feine
So sollte man von allen Schreibgeräten
Dich zuerst in die Tonne treten"

Bevor sich noch mehr Tränen lösten
begann ich, den Bleistift liebevoll zu trösten:
"Der Kugelschreiber ist ein Narr
denn das ist alles gar nicht wahr!
Deine Seele ist aus Graphit
zum Skizzieren nehm ich gerne Dich nur mit
So manch tiefgründiger Reim
war vor Deiner Offenbarung oft geheim
und farbig schreiben ist Dir auch gegeben
willst Du es erleben ?
Selbst blau wie der Kugelschreiber zu schreiben ist nicht schwer
schau nur her:
Schreib nur nieder, ich diktiere Dir genau
KUGEL, FARBIG, BUNT und BLAU"

© jogdragoon

Der Dichter singt nach alter Weise,
mal singt er kurz, mal singt er lang,
mal singt er laut, mal singt er leise,
mal singt er forsch, mal singt er bang.

So singt er eben wie ein Sänger,
mal auf der Straße, mal daheim,
mal kürzer, meistens aber länger
und, wie es sich gehört, in Reim.

Der Dichter ist vielleicht kein Dichter,
wenn einer ihn an Goethe misst.
Mach Du Dich, Leser, selbst zum Richter,
ob dieser Dichter einer ist.

Horaz schreibt eine wunderbare
Sentenz. Sie könnte Motto sein:
Prodesse oder delectare,
zu nützen oder zu erfreun.

Erkennst Du Dich? Ist´s übertrieben?
Hast Du schon selber so gedacht?
All diese Verse hat geschrieben
ein ernster Mensch, der gerne lacht.
Silesio