Gedichte über Schmerz - Seite 72

Ich habe Parkinson…
Es gibt Schlimmeres, hör ich öfters von Leuten sagen,
Krebs, das Herz oder noch viel schlimmer,
du sitzt im Rollstuhl für immer.
Eine Frage: Soll ich jetzt Dankbar sein,
das ich „nur“ Parkinson habe?
Hätte ich das auch gesagt, habe ich dann mich gefragt?
Mit Sicherheit hätte ich keine Vergleiche gezogen,
denn das wäre falsch und verlogen.
Ich hätte mich nicht zu diesen Menschen gezählt,
mir hätten erst einmal die Worte gefehlt.
Sie sind der Meinung, dafür gibt es gute Medizin,
danach bist du schnell und wieder clean.
Es gibt Schlimmeres, denk daran,
und dann erzählen Sie mir, von Ihren Sorgen dann.
Sie hat ein Kilo zugenommen,
und ihr Sohn hat schlechte Noten bekommen.
Ihr Mann hat zur Gartenarbeit keine Lust,
und ich bekomme ab ihren ganzen Frust.
Wie gerne würde ich mit ihr tauschen,
ich könnte auch mit einem Kilo mehr besser laufen.
Für den Sohn gebe es Nachhilfeunterricht,
und den Garten machte dann nur ich.
Sehen wir uns wieder an irgendeinen Morgen,
wird sie mir wieder erzählen von „ihren“ Sorgen.

Irgendwann
da muß jeder gehn
doch was ist ...
wenn ein geliebter Mensch
plötzlich von dir geht
scheinbar verweht
so wie der Wind
des Himmelskind.

Du hast so viele Jahre
mit deinem Du zusammengelebt
und nun ist seine Stimme gegangen
die Räume sind leer
in denen ihr beide gelebt
Einsamkeit will dich umfangen.

Der Geruch ist nicht mehr
und das Atmen im Schlaf
du denkst an die Worte zurück
ja - hin ... bis dorthin
hin - bis zum Grab!

Nun bist du allein
denkst ... das kann nicht sein
doch die Wolke - die dich umgeben
darf nun in Freiheit weiterschweben
darf alles noch einmal von außen betrachten
ohne Zwänge und frei - ganz frei
muß nicht mehr dran denken
was jener ... oder was jene
so über sie denkt.

So schenkt uns die Freiheit
der Himmel ... er lenkt
und hast du die Liebe
zum Ziele erwählt
wirst du am Ende
mit dem Himmel vermählt.

Drum weine ... doch lasse - das Geschenk wieder frei ! Li 10. 1. 2016