Gedichte über den Schlaf (Seite 20)

"Manchmol geht's halt net"

„Manchmol geht’s halt net“

„Manchmol geht’s halt net,
Do geht net mit des Bett!“
Hört man den Schnarcher tönen,
Will mit Schlaf sich verwöhnen.

Wo die Bewegung nicht mehr treibt,
Wird Schlaf halt gerne einverleibt.
So nimmt in weiterem Lebenslauf
Man Arbeitswillen nicht in Kauf.

„Manchmol geht’s vielleicht schoo,
Mach zua, mei liaber Moo!“
So flüstert seine Frauenstimme,
Wenn draußen summt schon eine Imme...

Lieber verschläft man seine Zeit,
Ist nicht so gern aufwachbereit,
Wälzt sich entspannt in warmen Laken,
Um grummelnd im Tag zu versacken.

Erzähl' mir nicht, dass Langeweile
Entsteht, wo Zeit hat keine Eile.
Wenn zart die Lüste wieder wehen,
Kann schlaflos auch Freude entstehen.

©Hans Hartmut Karg
2021

*

Gereizt

Er war am Abend eingeschlafen
Vor ihr und ihrer Reizwäsche
Ich bin überarbeitet
Sagte er entschuldigend

Er kaufte ihr neue Reizwäsche
Mit viel Rot und viel Schwarz
Und schlief wieder ein
Tut mir leid sagte er

Das passiert mir nicht noch einmal
Sagte sie und ging ans Telefon
Ich habe neue Reizwäsche sagte sie
Bist du heute Abend noch frei

© René Oberholzer

Waldausflug

Ich kann mich nicht mehr erinnern
Dass wir je in diesem Wald gewesen sind

Ich kann mich nicht mehr erinnern
Dass wir hier je Pilze gesucht haben

Ich kann mich nicht mehr erinnern
Dass ich hier je mit Jacqueline gewesen bin

Ich kann mich nicht mehr erinnern
Dass ich ihren Namen je im Schlaf erwähnt habe

Sagte er zu seiner Frau und schwieg
Seine Frau schaute ihn an und sagte

Ich werde mich nicht erinnern können
Dich je an diesen Baum gefesselt zu haben

© René Oberholzer, 2021

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