Firlefanz
Nichts ist dem Menschen mehr zuwider,
Als Mangelndes im wahren Leben.
Er sieht nur noch den Tod, den Schnitter,
Mag sich dem Leichten nicht hingeben,
Dem Virtuellen auch entfliehen,
Weil passiv doch in besten Tänzen
Er oftmals kann die Wesen sehen,
Die ausloten Lust – und die Grenzen.
Der Firlefanz war einst ein Tanz,
Ganz überflüssig, ohne Wert.
Man flocht da keinen großen Kranz,
Alles war dabei unbeschwert,
Wenn nach schwerer Sommerheißzeit
Das Ringellied zum Tanze rief,
Die Jugend, längst liebesbereit,
Im Dorfe voll Erwartung schlief:
Der Hüpftanz provozierte Schwebung
Im Traum, weil nach der harten Ernte
Des Menschen Herz brauchte Belebung,
Womit das Land sich selbst besternte.
Doch niemand bricht heute mehr Lanzen,
Um kreishüpfend herum zu tanzen,
Wenn telefonierend sich verschanzen
Menschen, als wären sie nur Schranzen.
©Hans Hartmut Karg
2019
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