Ballnachtreminiszenz
Alle sind prächtig herausgeputzt,
Blumen sind da, nichts ist vernutzt
Und in langschmalen Gängen
Darf vorbei man sich zwängen,
Die Aufzüge werden nicht genutzt.
Sehen und gesehen werden,
Was schon unsere Ahnen lehrten:
Man will Raunen und Gemunkel
Bei Tanzmusik und Lichtgefunkel,
Wo sich die Jahre immer ehrten.
Da stehen die Ballhauserzähler,
Männer, Mütter, Mädchenwähler
Und sind gekommen,
Haben Stand genommen –
Nirgendwo gibt es Erbsenzähler...
Nun steht er auch, der erbende Sohn,
Hält die Hand eines Mädchens schon:
Der Tanz läuft schneller
Die Seele wird heller:
Hier lockt vielleicht Lebenslohn...
Alte suchen nach Quellen,
Wollen den Schampus bestellen
Und ein fulminantes Gericht,
Applaudieren ist Pflicht:
Noch kann man ja alles wählen!
Manche sind sehr, sehr schlank,
Essen nichts gottseidank.
So haben sie die Gewähr,
Dass der Körper nicht schwer:
Man bleibt attraktiver im Land.
Der Marktwert soll doch erhalten bleiben,
Die Medien wollen ablichten, schreiben.
Geht man ins Ballhaus hin,
Verzichtet auf Alkohol, Kokain,
Kann man den Wert höher treiben.
Denn die Konkurrenz steht auf der Matte,
Wo manch jungbusige Fregatte
Lockt mit ihrem Styling
Und mit ihrem Smiling
Den Alten, der immer noch Gatte.
Debütantinnen selig weinen,
Reputationsträger erscheinen,
Werden zur Polonäse geführt,
Wo man Weltgröße spürt
Und das Sein überdeckt das Scheinen.
©Hans Hartmut Karg
2019
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