Am Ostersonntag, noch ist's finster, doch schon bald der Morgen graut,
sitzt der Osterhas' im Ginster, und müde er zum Himmel schaut.
Faltet im Gebet die Pfötchen, sein kleines Herz ist ihm so schwer
und man hört ihn leise flüstern: „Lieber Gott, ich kann nicht mehr!
Früher kochte ich die Eier, malt' sie fröhlich an zum Fest,
packte sie in meine Kiepe, brachte sie in manches Nest.
Ein Osternest mit bunten Eiern war einst für Kinder das große Los,
jeder hatte seine Freude, ganz egal ob klein ob groß.
Doch heutzutage ist, wie's ausschaut, niemand an Eiern interessiert.
Ich weiß nicht was die Menschen wollen, lieber Gott, ich bin frustriert!
Leg ich Eier in die Nester, höre ich „Cho-les-te-rin“
gibt’s statt dessen Schokolade, höre ich „Zahn-arzt-termin“.
Ich habe Wunschzettel bekommen, lang wie die zum Weihnachtsfest
nichts davon passt in die Kiepe, nichts davon ins Osternest.
Ich gab mir wirklich redlich Mühe, pünktlich zum Fest fertig zu sein,
doch für Geschenke dieser Größe ist ein Hase viel zu klein.
Dieses Jahr bin ich gescheitert, trotz Hilfe durch den Nikolaus
Lieber Gott, sei mir nicht böse, ich trage lieber Eier aus.“
Der Osterhase flüstert „Amen“, schließt die Lider und will geh'n
doch eine sanfte dunkle Stimme, bringt ihn im Augenblick zum steh'n.
„Du armer, armer Osterhase, hast mehr als deine Pflicht getan
doch es jedem recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann.
Ab jetzt bemalst du wieder Eier, legst sie in Nester ganz in Ruh.
Schluss ist jetzt mit Überstunden, ich sehe dir von oben zu.“
Der Osterhas' öffnet die Augen, glaubt fast, er habe bloß geträumt,
doch der Riesenberg mit Spielzeug ist tatsächlich fortgeräumt.
Statt dessen dort ein Korb mit Eiern, bunt bemalt und hübsch geschmückt.
Im Gras liegt eine neue Kiepe; der Osterhas' ist ganz verzückt.
Nun faltet er die Pfötchen wieder, blickt glücklich auf den Korb und spricht.
„Lieber Gott, ich bin so dankbar, Du vergisst uns Hasen nicht!“