….Verständlich ist aus gutem Grund:
Wer lebt, der lebt auch gern gesund.
Er möchte nicht zum Doktor laufen
und teure Medizinen kaufen,
nicht irgendwelche Schmerzen leiden
und irgendwann an Krebs verscheiden.
Ein Aufenthalt im Krankenhaus
erscheint ihm eher als ein Graus.
….Dazu kommt noch die Forderung:
Er möchte schön sein, schön und jung;
nicht schön allein, nicht jung allein,
er möchte beides ewig sein
so wie Apoll und Aphrodite
und die olympische Elite.
Es wachsen ständig und spontan
Gesundheitskult und Fitneswahn.
….Auf einmal aber merkt er: Oh!
Die Welt als solche ist nicht so.
Realität im Gegenteil
ist keineswegs so schön und heil.
Da gibt es Fehler und Gebrechen,
Verletzungen, Defekte Schwächen;
da gibt es Mangel, Mankos, Macken,
es kann in Leib und Seele zwacken,
kann kratzen, kribbeln, pieken, jucken
kann zwicken, zwacken, zwecken, zwucken,
jahrzehntelang und grade frisch.
Denn Krankheit ist erfinderisch.
Sie sucht und findet noch und nöcher
Schlupfwege, Hintertüren, Löcher,
durch die sie in den Körper schleicht
und, was sie so bezweckt, erreicht:
Das Opfer in die Knie zu zwingen
und dann womöglich umzubringen.
….Das Leben ist nicht ideal,
ja mancher meint, ein Jammertal,
so dass, wer derart leidet, oft
auf Linderung im Himmel hofft.
Auch ich gestehe gern und schlicht:
Dies passt und dies gefällt mir nicht.
Auch ich seh vor mir eine Welt,
die theoretisch nichts enthält,
was ärgert, weh tut, Mühen macht.
Doch weil die Welt voll Fehlern steckt,
ist nichts und niemand ganz perfekt.
Silesio