Gedichte über das Naturreich - Seite 249

Das Wolkenschloss


Das Wolkenschloss erreichst
du auch nicht hoch zu Ross,
du musst dich kämpfend
mit den Winden erheben,
und danach über den Wolken schweben,
nur so kannst du das gigantische Schloss
mit Freude im Herzen erleben,

strahlt es die Sonne an
ist es frei von jeglichem Bann,
umkreisen es die wilden Stürme,
entstehen mächtige Wolkentürme,
im Abendlicht glänzen seine Fassaden
kein Märchenschloss wirkt so erhaben,

in dem Wolkenschloss wohnt
kein Kaiser oder Edelmann,
und trotzdem schaut man es
ehrfurchtsvoll, staunend,
und gebannt an,
im Winter sieht man oft nur
einen schwachen, hellen Streif
gleichend dem winterlichen Reif,

so mancher mag das Wolkenschloss
nicht missen,
es ist Balsam für sein Gewissen…

Findlinge

©Hans Hartmut Karg
2017

Noch
regennass
und lange
glänzend
verstecken sie sich,
grün umrandet
und moosnah.

Kleinkäfer gleiten
über die Steinwälle
und die grünsatten
Sommergräser.

Augenriesig
vollzieht in stoischer
Haltung ein
Waldkauzkind
sein Warten.

Jetzt, in
trocknendem
Warmsonnenwind
liegen Findlinge blank
und warten darauf,
angesonnt und
von Eidechsen
voll belegt
zu werden.

Das kleine Etwas,
welches da liegt,
ist Teil der
grenzlosen
Unendlichkeit
ohne jedes
Verlangen.

*

Morgen Tau


Morgen Tau, und dem Himmel
fehlt das Blau,
Gräser liegen feucht darnieder,
und die Welt ist kalt und rau,
Vöglein singen noch keine Lieder,
Tautropfen glitzern lustig
in den grünen Zweigen,
auch die Sonne tut sich schwer,
die Mücken verzichten noch
auf ihren Reigen,
doch die Kirchturmuhr schlägt
laut sieben,
die Straßen sind noch menschenleer,
und der Hahn kräht nach Belieben,
der Wind hält sich noch dezent zurück
wo ist nur die Zeit geblieben,
im Weidenstrauch schlummert
noch das große Glück…

Leuchtende Wolken

©Hans Hartmut Karg
2017

Hochsommerlich steigt manchmal Kühle
Hinauf, hoch über alle Bäume,
Schafft freiere Atemgefühle
In heiß gelaufenen Erdenräumen.

Gleitet der Blick hinauf zum Himmel,
Hin, wo der nördlich' Horizont,
Verschwindet Weiß, kein Apfelschimmel,
Der jetzt noch hoch am Himmel thront.

Die Perlmuttfärbung leuchtet auf,
Wenn Eiskristalle angestrahlt
Und über manchem Tageslauf
Das Rot und Blau die Wolken malt.

Es lohnt sich, länger aufzubleiben,
Wenn hoch dort droben Farben stehen,
Vielleicht der Liebsten Verse schreiben
Und mit ihr hoch zum Himmel sehen.

*