Gedichte über Natur - Seite 300

(Zum Gedenken frei nach Sigi Maron, 1944 – 2016)
(Ruhe er nun in Frieden)


Zyanide
Stickoxyde
Bäume ächzen lebensmüde,
krank und kahl.
Am Berg, im Tal
Schwefelsäure, Schwermetall.

Vöglein schweigen
auf verdorrten Zweigen.
Während sie die Köpfchen neigen,
saurer Regen,
rauher Segen.
(Schweigegeld kommt da gelegen)

Spinnen jagen letzte Käfer,
Faules frißt der Siebenschläfer.
Leiser Tod
im Abendrot.
Chemikalien färben nicht nur (Wangen) rot.

Plastikfichten, Plastiktannen,
plastikverpackt in Plastikkannen.
Duft von Klee
aus Frischluftspray.
Heimatland Adieu!


Copyright © da Hihö
im August 2016


Anmerkung: Sigi Maron, geboren 1944 in Wien,
erkrankte 1956 an Kinderlähmung und war seitdem auf einen
Rollstuhl angewiesen. Er war Komponist und Songschreiber
teils sozialpolitisch engagierter Dialektlieder.

Jetzt ist's politisch auch grad Herbst,
braun wird so viel um mich herum,
auch wenn du mir den "Herbst" bunt färbst,
folgt Kälte, Frost - ich bin nicht dumm.

Bunte Vielfalt, die ich so lieb',
sie ist wie das fallende Laub
dem Tod geweiht, mit Rechen schieb'
ich 'nen Haufen - der wird zu Staub.

Die Stimmung, die ist trüb' und trist,
Eiseskälte breitet sich aus,
zum Weinen mir's zumute ist,
ich gehe nicht mehr aus dem Haus .

Ich hoffe auf Besinnlichkeit,
ganz so wie am Weihnachtsfeste,
wenn's Herz gefüllt von Menschlichkeit,
erweckt in jedem das Beste.

Und dann, wenn der Frühling beginnt,
und Knospen Freude versprechen,
dann kommt zurück ein warmer Wind,
Lebensfreude will ausbrechen.

Um mich herum wird's wieder bunt,
duftende Luft mit Geräuschen,
vor Freude lächelt breit mein Mund,
verbannt sind des Herbstes Seuchen.

Überall erstrahlt sattes Grün,
Zugvögel kommen von weit her,
und kacken -> neue Blumen blüh'n,
so gefällt mir die Heimat sehr.


Thomas

(Yukon Territory 3013)


Er geht hinaus ins Steinemeer
Menschen gibt’s hier nimmermehr.
Sonst scheint alles wie zuvor
nur der Mond kommt fahl ihm vor.

Still wie immer, schläft das Land.
Das Meer schlägt leise an den Strand.
Diesmal sucht sein Blick die Sterne,
gern sähe er noch weiter in die Ferne.

Er ist allein. Ruhig ist die Welt.
Ist er der Letzte, den sie sich behält?
Von Milliarden sei nur er allein am Leben?
Irgendwo müßt's doch noch Menschen geben.

Und wo ist Gott? Längst ist er unbedacht?
ER, der diese Welt für uns gemacht.
Sein Werk zerstört, von einem Wicht.
Wär es möglich, es gibt Gott nicht?

Müßig scheint ihm diese Frage.
Der Schöpfer nennt ja keine Erdentage.
ER ist die Zeit, ER ist das Licht.
Menschlich’ Fühlen kennt ER nicht.

ER fragt nicht: „Wann und Wie und Wo?“
ER fragt niemals: „Warum, Wieso?“
ER ist nicht im Himmel, ist nicht im All!
ER, der Namenlose ist im Überall.

ER ist: das Du und Ich und Sie und Wir!
ER ist: Das Nirgendwo, das Hier!
ER ist alles, was der Mensch je denkt!
ER ist jener, der im Vor- und Nachher alles lenkt.


Copyright © da Hihö
2013