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Gedichte Über Nacht - Seite 42


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Ist es Ehrfurcht?

Heute
Lausche ich der Dunkelheit
Was will sie mir wohl sagen?
Ich sehe in ihr Schwarzgesicht
Dort blühen vereinzelt wilde Rosen
Raben krähen um die Wette
Lebensmüde, schluchzende Blutbahnen
In Schmerz und Einsamkeit
Pechverklebtes Blut das gerinnt
Angst jagt Angst
Ein stiller Fluch der nicht ankommt
Das Ziel nie erreichend
Nicht einmal in mir
Der ich so gebannt Antwort ersehne

Ich werde trotzdem antworten
Dunkelheit, ich kenne dich
Eigentlich finde ich dich bezaubernd
Du trägst in dir den Traum
Die Stille und das Wissen
Du lehrst Geduld und Sehnsucht
Du verwandelst alles
Das Sein und das Nichts
Du erweckst das Leben
Du bist der Todesbiss
Deine Freiheit zeichnet keinen Raum
Du bist Bewusstsein
Das viel zu große Universum
Die Kühle und die Sanfte
Melancholie und Grazie
Du liebst alles und vergisst
In dir findet sich Geborgenheit
Wenn man bereit ist zu fallen

Aber nun hat sich etwas grundlegend geändert
Du hast den Schrecken in mir erweckt
Große Furcht und Pein
Der stockende Atem
Das flatternde Herz
Die entsagte Liebe
Trauer und Verzweiflung
Ich ängstige mich plötzlich
Du Mutterschoß der Finsternis
Aus dir entsteht unentwegt Leben
Kein Same der nicht durch dich
Zum Leben erweckt
So fürchte ich mich von nun an vor dir
Vor deiner unerbittlichen Bewegung
Gerade eben diese unbändige Kraft
Sie stellt alles in den Schatten
Jedes Lebewesen ertrinkt in dir
Unbeschreiblich
Deine Macht der Wandlung
Ist es Ehrfurcht?



© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 24.03.2019]
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Technikpanne

Neulich ist mir was passiert,
da hab ich mich selbst geniert.
Um pünktlich einzuschiffen im Hafen,
habe ich im Hamburger Hotel geschlafen.
Als ich spät kam im Dunkeln an,
stand vor der Tür ein uniformierter Mann.

Er riss für mich die Türe auf,
die Koffer schafften andere rauf.
Ich selbst kam garnicht bis zum Zimmer.
Mir fehlte etwas, wie immer.
Deshalb lief ich in die Innenstadt,
wo es wunderschöne Boutiquen hat.

Unterwegs ich eine Grillwurst aß
und auch das Alsterwasser nicht vergaß.
Das heißt, es wurden 2 oder drei,
was ist in Hamburg schon dabei.
Zwei Frauen konnte ich entfliehen,
sie wollten mich in eine Haustür ziehen.

Im Hotel gab’s Smalltalk wegen der Karten,
die auch als Zimmerschlüssel warten.
Mir sagte der Zimmerverwalter, genannt Portier:
!“Sie haben Zimmer 126 b.“
Das Alsterwasser hat dumpf geschwappt,
als ich die Treppe hoch getappt.

124, 125, konnte ich sehen,
gleich musste da mein Zimmer stehen.
Ich brauchte meine Haare nicht zu raufen,
ich war nun weit genug gelaufen.
Die Karte trug ich in der Hand,
und suchte vom Schlüsselkartenschlitz den Rand.

Ich war hier doch ganz allein,
deshalb trat ich auch wortlos ein.
Die Bierwerbung von einem Lokal
beleuchtete das Zimmer mit einem Strahl.
Ich zog mich aus und ging auf die Toilette,
leicht gewaschen wollt ich ins Bette.

Da dachte ich, ich bin im Märchen,
im Bett lag schon ein nacktes Pärchen.
Waren sie etwa in dieser Nacht
beide Bi für mich gedacht?
Ich räusperte, ich hustete,
die Frau schniefte, der Mann pustete.

Anstatt mich aus dem Staub zu machen
und nur über die Situation zu lachen,
schaltete das Licht ich ein
und fing an ganz laut zu schrein.
Der Mann sprang auf, wollte mich erstechen,
er glaubte an ein nächtliches Verbrechen.

Die Frau daneben war dick und kleiner,
fragte nur: „Was denn, noch einer?“
So langsam wachten beide gänzlich auf
und wir klärten die Probleme zu hauf.
Ich hatte die Zimmernummer nicht gescheckt,
die Karte eine Tür zuvor gesteckt.

Aus dem 4-Bettzimmer hatte man 2 Zimmer gemacht
und gönnte so manchen Eltern eine schöne Nacht.
Dass die Karten für beide Türen passten,
wir erst nach und nach erfassten.
Als der Portier kam mit der Polizei,
waren wir noch immer nackt, wir drei.

Wir öffneten erst meine Tür,
da wollte die Dame gleich zu mir.
Ich hab sie aber nicht eingelassen,
es sollte der Schlüssel nicht überall passen.

05.06.2018 © W.R.Guthmann
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