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Gedichte über das Miteinander - Seite 68


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Netzwerk der Soziopathie

Ich bin ein Mensch mit Anstand und Manieren.
Kann mich relativ gut ausdrücken und artikulieren.
Hab viele Stärken, die mich auszeichnen
und muss mich nicht ständig mit dem Leistungsstand Anderer vergleichen.
Ich passe ganz gut in das allgemeine Weltbild,
trag mein Selbstbild nicht permanent vor mir, wie ein Schutzschild,
denn ich weiß mich zu verhalten,
kann mich nur nicht optimal entfalten.

Ich behaupte oft, dass ich zu mir und meinen Schwächen steh.
Find´ es dennoch nicht schön in den Massen aufzugeh´n,
wenn andere Menschen ein paar davon seh´n.
Und doch stell ich mich der Öffentlichkeit
mit einem Hauch von Sorge und Betroffenheit.
Wäre das alles hier eine große Psychiatrie,
wäre ich ein Kandidat für die Normopathie,
denn ich füge mich dem Netzwerk der Soziopathie.

Hab ständig versucht ein Glied der Menschenkette zu sein.
Wollte nie auffall´n und doch nicht allein sein.
Allein war ich so gut wie nie,
aber gemeinsam mit Vielen einsam.
Ich wollte jeden retten und half Jedem.
Es gab keine sich öffnende Pforte für den Garten Eden,
ausschließlich nur eine Tür nach der anderen die zu fiel
und allmählich wurde mir das ganze Leid zu viel.

Ständig für andere bereit.
So gestaltete ich meine ganze Zeit.
Hab hoffentlich niemanden auf meinem Weg vergessen,
denn ich war vom Helfen so besessen.
Ich bin erblindet für die Dinge, die mich belangen
und muss schlussendlich um mein eigenes Wohlergehen bangen.

Es gibt noch so viele verlorene Seelen,
die herum schwirren und sich und vor allem mich quälen.
Und so kam es, dass ich trotzdem für alle da war, es bin.
Und ja manchmal suche ich den Sinn.
Den Sinn dafür mein Verhalten zu erklären,
weil sich doch immer alle so darum scheren.

Es ist wie bei Autisten, die zu dem werden was sie scheinbar sind,
wenn andere Menschen dabei sind.
Das einzige Mal, bei dem sie nicht so blind sind.
Weichst du von der Norm ab,
sorgt es immer noch für eine gesellschaftliche Ohnmacht,
denn du bist krank.

Ich bin mir dessen vollkommen bewusst,
verspüre dabei keine Spur von Frust,
denn ich weiß mit den meisten Kranken hab ich eines gemein,
denn ich bin erschöpft vom menschlich sein.

Es ist leicht ein Mensch zu sein, denn wir wurden so geboren,
haben alle die gleichen Sinne, und doch stoße ich auf zu viele taube Ohren.
Zeigt mit dem Finger auf mich !
Hauptsache ihr erinnert euch auch nur an ein krankes Gesicht.
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