Sortieren nach:

Gedichte über den Menschen - Seite 382


Mutter sein...

Ein Küsschen sitzt auf der Schaukel,
nimmt letzte Blütenköpfe im Sturzflug
und landet auf einer Wolke…
…bevor es sich rau und voller Schnodder
auf meine lachenden Lippen presst.
Liebe, du schmeckst nach Wurstbrot und Nutella!
Wer sagt du seist rosarot?
Zerschlagene Knie hast du und
abgeschnittene Hosenbeine –
und nichts auf der Welt ist so schön wie du!

Ein wacher Blick flirrt zwischen Honigwimpern
und strolcht auf mageren Ringelstrumpfbeinen
durch die Geschichten, die wir täglich schreiben.
Komm, kleine Hummel, flieg in meinen Arm,
bevor der Wind dich wie üblich
in deine kunterbunte Traumwelt entführt.
Liebe, du bist froschhändchenkalt und
klapperdürr!
Wer sagt, du seist zuckersüß und mollig-warm?
Deine Fingerchen, die mein Herz so fest umschließen,
sind karamellbonbonklebrig und ihre Nägel tragen Trauerrand.
Pfui, nichts auf der Welt ist so wunderschön wie du, kleine Maus!

Wärme regiert das Chaos,
jongliert Eier, hält Milchfontainen in Schach,
führt kleine Näschen sicher
um jede Mehltütenexplosion herum.
Sanftheit zähmt hungrige Naschkatzen
mit Zimtapfel und Rosinen,
und befreit die Krümelmonster aus ihren
übergroßen Backschürzen.
Liebe, du schmeckst nach angeknabbertem
Backwerk und verschüttetem Kakao,
erfüllst meine leeren Räume
mit ungebremstem Lachen und
einer Salve Sabbelküsschen.

Kinder,
ihr macht aus meiner Allerweltseele
das Höchste, zu dem ich aufwachsen kann:
Eine Mutter!

© Anouk Ferez; Sept 2015

***
Liebe Amelie, lieber Alexander, ich danke euch für jeden einzelnen Tag
Eure Mama
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige


Nicht genug

Im Urlaub war ich in Griechenland,
sah alte Ruinen, aalte mich am Strand.
Die Hitze an all den Stellen
ließ meinen Durst gewaltig quellen.

Drum trat ich in ein Wirtshaus ein
und bestellte einen Schoppen Wein.
Griechischer Wein ist eine Wonne,
denn er reift unter göttlicher Sonne.

Der Wirt ergriff ein kleines Glas,
und wollte damit an das Fass.
Ich fühlte mich besonders klug
und sagte nur: „Nicht genug!“

Ich wies dabei zu dem Regal,
wo Gläser standen breit und schmal.
Dem Wirt, der mich noch einmal frug,
sagte ich nur: „Nicht genug!“

Der Finkennapf war was für Neigen,
drum ließ es mich auf größere zeigen.
Damit der Wirt das Gläschen weg trug,
sagte ich nur: „Nicht genug!“

Der Wirt sah mich nur schelmisch an
und brachte einen Becher dann.
Er füllte ihn mit einer Kanne Zug um Zug,
ich sagte immer: „Nicht genug!“

Er hat mir einen Preis genannt
und forderte ihn mit offener Hand.
Ich zahlte ihn, wähnte mich klug,
da sagte er nur: „Nicht genug!“

Er drückte mir, welch gastfreundliches Land,
den Krug zur Selbstbedienung in die Hand.
Ich goss und goss, da machte es „Gluck!“
und verschwunden war der kleinste Schluck.

Dafür wurde mir im Schritt so nass,
als liefe aus ein ganzes Fass.
Dabei war es nur dieser Becher,
als Scherz für übermäßige Zecher.

Erfunden von Pythagoras beim Hausbau,
denn seine Arbeiter waren oft sehr blau.
Sie kannten beim Trinken kein Maß
und leerten Pythagoras manches Fass.

Jawohl, Pythagoras dem Quadratezähler,
in der Schule oft der Mathequäler.
Und die Erinnerung euch vielleicht naht
bei c² ist gleich a² plus b².

Und seine Erfindung hat’s mit mir gemacht,
der Wirt hat sich halb tot gelacht.
Ich stimmte in das Lachen ein,
auch wenn ich aussah wie ein Schwein.

Ich schlich nach Hause in der Nacht,
den Becher hab ich mitgebracht.
Die Hose war arg mitgenommen,
dafür hab Freunde ich bekommen.

Jetzt warte ich auf die Gelegenheit,
wenn ihr kommt steht er bereit.
Trinkt ihr gern aus diesem Krug,
dann sagt beim Einschenken: „Nicht genug!“

11.11.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige