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Gedichte über den Menschen - Seite 259


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Meiner Freundin Mann

Weil ich mit meiner Freundin Mann
so überhaupt und gar nicht kann,
da mich sein Style nicht fasziniert
und sein Gesülze unzensiert
wie Niagara auf mich schwallt,
mein Schweigen gegen Dünste prallt,
die ihn umgeben, wenn er schwitzt,
breitbeinig auf dem Sofa sitzt,
auf dem ich immer gerne saß,
gemütlich meine Bücher las...

…Nun geht er bei mir aus und ein,
ein Küsschen mehr, das muss schon sein,
rechts, links und rechts auf jede Wange,
vor'm nächsten Treff' ist mir schon bange,
weil ich mit meiner Freundin Mann
so überhaupt und gar nicht kann…

...schließ ich mich in mein Zimmer ein,
trink' jetzt alleine meinen Wein,
steh' nicht mehr auf, ich lass’ es läuten,
würd' lieber meine Seele häuten,
und endlich sagen: Du, ich find',
auf beiden Augen bist du blind!"

Fänd' ich den Mut, so sagt' ich dann,
der lieben Freundin: "Du, dein Mann,
ist überhaupt nicht wie du denkst,
nicht so mondän, wie du ihn kennst.
Sein Reden ist nur eine Masche,
er riecht nach Knoblauch, Pott und Asche.
Und seine Beine, dünn und krumm,
die liegen doch nur schlapp herum.“

Ist so ein Singleleben fair?
Die liebe Freundin fehlt mir sehr,
weil ich mit ihrem doofen Mann
so überhaupt und gar nicht kann.

Doch halt – bald werd’ ich wieder heiter,
denk' ich noch weiter, weiter, weiter
als liebe Frauen denken sollen,
die niemals sagen, was sie wollen:

An einem Tag im Irgendwann
der lieben Freundin Ehemann
scheussehrlich sagt zu seiner Frau:
"Ich lieb' dich nicht mehr, ganz genau!
Und bin nicht länger mehr dein Mann –

weil ich mit deiner Freundin kann.
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