Der Liebe Schuld?
Er liebte schon mit sechzehn Jahren junge Dinger,
Die ihm im Traum als Überlegenheit geboren.
Die wickelte er so leicht um die eigenen Finger,
Weil jene bisher nicht auf Liebe eingeschworen.
So kam es, dass er nur noch wechseln konnte,
Wenn Langeweile sich bei ihm einstellte,
Die Seele seinen Körper bindungslos bewohnte,
So dass er ständig Neukontakte wählte.
Er meinte: Mit den neuen Liebesreizen
Könnt' zum Olympus er leichter gelangen,
Denn mit viel Charme musst' er nicht geizen,
Im Ausgeh'n Zärtlichkeiten leicht verfangen.
Am Ende konnte man ihn nicht ausbilden,
Er machte krank und hatte keine Interessen,
War immer wieder heimatlos unter den Wilden
Und hielt sich lieber zeitnahe Mätressen.
So kam er schließlich in Hartz IV,
Saß oft gelangweilt in den Beizen,
Trank einsam dort sein Billigbier,
Suchte am Handy nach den Billigreizen.
Er meinte, an dem Schicksal wär'n die Frauen schuld,
Dass er sei zum Sozialabstieg verdammt.
Und dabei hatte er für sich doch keinerlei Geduld,
Die Lehre durchzuhalten, bis er anerkannt.
Dabei wäre alles einfach gewesen,
Denn er war klug und durchaus wohl erzogen,
Konnte den Eltern früher jeden Wunsch ablesen
Und blieb der Bildung lange Zeit gewogen.
Doch er sah in den Frauen keine Macht,
Die ihn hätten aufbauen können.
So fiel er in die Langeweile, in die Nacht,
Musste sich dieses Ziel nun abgewöhnen:
Einen Beruf erfolgreich auszuüben
Und eine feine Liebe aufzubauen,
Urlauben sommers in dem schönen Süden
Und nicht dem Herrgott Lebenszeit zu klauen.
©Hans Hartmut Karg
2018
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