Beim Fremdgehen ertappt - Folgen in drei Ländern
oder
Untreue kontra schwarze Schuhcreme
Es geht hier konkret um die Frage,
was macht einer, wenn er - welch Schiet -
sein Eh'weib am helllichten Tage
beim Fremdgehn im Bett liegen sieht?
Zuerst ein Franzose im Westen,
ein Lord aus Britannien sogar.
Der dritte Mann lebte in Dresden,
was damals noch Ostdeutschland war.
Der Franzmann sagt: "Es ist mir peinlich,
dass ich so ins Zimmer rein kam,
das Klopfen vergaß ich wahrscheinlich.
Ach bitte, verzeiht mir , Madame!"
Der Brite erkennt seine Lage,
die Ehre, sein Image, sein Ich -
erschießt, da gibt's gar keine Frage,
den Gegner, die Frau und dann sich.
Es war hier nicht alles beschissen,
ich breche nicht rundweg den Stab,
doch Ostdeutsche werdens noch wissen:
's gab immer was, was es nicht gab.
Auf eins kann man überall bauen,
es war vielleicht manchen ein Trost,
denn untreue Männer und Frauen,
die gabs auch in Germany-Ost.
Der Dresd'ner kommt früher von Arbeit,
(es fehlte heut am Material),
er denkt aber, dass sich die Frau freut,
doch dann ist's ihm gar nicht egal:
"Du liegst hier im Bett rum, so lange,
- ich hab dich doch immer geliebt -
und unten steh'n Hunderte Schlange,
weil's heut schwarze Schuhcreme gibt!"
Anmerkungen zum Gedicht:
Versorgungsmängel waren in der DDR an der Tagesordnung.Manchmal ging es auch um kleine Dinge.So gab es tatsächlich einmal über viele Monate hinweg so gut wie keine schwarze Schuhcreme in den Läden. Dafür gab es aber ziemlich schnell wieder einen neuen Witz.