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Gedichte über Lustiges - Seite 49


quantenträume

gar lustig ist er anzuschaun,
der quantenraum.
ach, lang, bevor man ihn entdeckte,
er schon bei mir interesse weckte.

ein quant, das springt so hin und her,
mal ist es teil, dann welle mehr,
mal quantelt's hier, mal quantelt's da.
wer weiss, was sonst noch so geschah.

denn einmal lockt's als elektron
zu sich ein kleines lichtphoton,
ist vollgepumpt mit energie,
in einem zustand, fragt nicht, wie.
dann schickt es dieses wieder fort,
und fällt zurück, ich geb' mein wort.

drum will's ja nicht, dass man es sieht,
wenn es so durch die gegend zieht.
doch dann bleibt's wieder steh'n ein weilchen
und spielt im feld mit gottesteilchen.

es kann sich wirklich nicht beklagen.
ich will es euch ganz leise sagen:
sehr häufig ist es nicht allein.
und mag's auch noch so ferne sein,
oft ist's vermählt mit seinesgleichen,
das kann es jederzeit erreichen.

und wenn es dann der hafer sticht,
küsst es dies schneller als das licht,
damit sie stets im einklang bleiben.
man könnte sie darum beneiden.

und was dann noch zum himmel schreit,
ist aufenthaltswahrscheinlichkeit.
ja, selbst mein hund weiss darum schon,
er knurrt nicht nur um gotteslohn.
jüngst flog er schwups zum mond da oben,
Schrödingers katze nachzutoben.

doch als ich später nach ihm sah,
denn ich beobachte ihn ja,
war er urplötzlich wieder da,
tat ganz verträumt, lag auf dem kissen
und wollte gar nichts davon wissen.

ach, ginge mir's doch ebenso!
wie wäre ich darüber froh,
wenn's mir einmal nicht mehr gefällt,
mach ich mich auf zur nächsten welt.
denn welten gibt's unzählig viele
im parallelen quantenspiele.

doch sind wir nur ein hologramm?
in diesem fall, was macht man dann?
jetzt bin ich doch etwas verwirrt.
hab ich mich etwa schon verirrt?
impuls und ort, ich ahn' es auch:
sind ziele, unstet wie der rauch.

er schon bei mir interesse weckte,
ach, lang, bevor man ihn entdeckte,
der quantenraum.
gar lustig ist er anzuschaun.


Copyright © Marmotier 2013
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das treiben des Diogenes

er war der schandfleck von Athen.
man konnte es von weitem sehn.
er kleidet' sich in den tribon,
den kannte man aus Sparta schon,
ein woll'ner mantel, doppelt eingeschlagen,
den konnt' man einfach immer tragen.
dort diente er der abhärtung.
er liebte ihn ja grad darum.
und war er noch so schäbig gar,
er passte zu ihm offenbar,
weil er genauso hässlich war.
er schlief in einer alten tonne,
die öffnung stets in richtung sonne.

Prometheus sollte man verachten,
weil dessen flammen luxus brachten.
von allem hatt' er sich befreit.
sein ziel: bedürfnislosigkeit.
die armut gab ihm sicherheit.
nur das notwendige durfte geschehn.
nicht schändlich war's,
die sterblichen dabei zu sehn.

so wurden die bedürfnisse, die blieben,
dann auch ganz öffentlich betrieben.
man nannte kyon ihn, den hund.
er nahm’s als ehrentitel, war sehr froh
und lebte fürderhin auch so.

mit der laterne in der hand
zog er tagsüber durch das land.
er suche menschen, sagte er.
manch einer hatte es vernommen
und wollte gerne zu ihm kommen.
den scheuchte er.
nicht abschaum, menschen suche er.

als Alexander vor ihn trat
und ihn nach seinen wünschen fragt',
sprach er heraus aus seiner tonne:
nur einen hab ich: geh mir aus der sonne.

was Alexander derart rührte,
dass es ihn zu dem satz verführte,
wenn er nicht Alexander wär,
wollte Diogenes er sein.
ein sklave reichte ihm noch etwas wein.
so jedenfalls erzählt die mär.

kyon, der hund, man weiss es schon,
er half, die weisheit zu gestalten,
und blieb als kyniker zum lohn
der nachwelt so bis heut erhalten.


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